Kategorien
Cognitive Enhancement Übermensch

Einleitung zum Telepolis Übermensch Blog – Projekt Übermensch: Upgrade ins Nirvana

Einleitung zu einem neuen Telepolis-Blog am 21.11.2007

Projekt Übermensch: Upgrade ins Nirvana

Jörg Auf dem Hövel

Robotik, Neuro-Implantate, Hirn-Enhancement, Gentechnik: Wohin führt das?

Zwang und Lust an Vervollkommnung der eigenen Person sind uralt, evolutionär zunächst dem Überleben dienend wurde Erkenntnis zum Kulturgut. Schon die frühen Werkzeuge erweiterten den allgemeinen Handlungsraum des Menschen. Interessant wurde es immer dann, wenn die Werkzeuge inkorporiert wurden, denn dann stand Integrität und Wesensnatur auf dem Spiel.

Krücke, Holzbein und Brille sind frühe Prothesen, ihre Linie verlängert sich bis zu den chipgesteuerten Hochleistungsprothesen bei den heutigen Paralympics. Früher waren Prothesen und Implantate schlechter Ersatz, nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Prothese oder ein Implantat zum Ausschluss eines Sportlers bei einem Wettbewerb führen wird (Wann ist ein Mann ein Mann?). Der rasante technische Fortschritt, Rechenkapazität gepaart mit Miniaturisierung, ermöglichen den Einzug der Technik in den Körper. Ein wunderbares Beispiel dafür, vor welchen Aufgaben die Sportethik zukünftig stehen wird.

baumkroneCochlea-Implantate übernehmen das Ohr, andere zentrale Funktionen des Körpers werden folgen. Teile der KI-Gemeinde träumen schon jetzt von der Übernahme höherer kognitiver Funktionen. Aber der Künstlichen Intelligenz sind über die Jahre die Grenzen ihres Ansatzes vor Augen geführt worden. Das hält die Apologeten des vollständigen Nachbaus des Menschen nicht davon ab, in unregelmäßigen Abständen den Durchbruch zu verkünden. In den letzten Jahren ist es still geworden um Minsky, Moravec und Kurzweil, dafür durfte Aubrey de Grey ran und die Heilung des Alterns voraussagen. Man kann sich über die Propheten lustig machen, sie sind allerdings nur die Randerscheinung einer umfassenden Geistesströmung, welche die Fähigkeiten des Menschen technisch erweitern will.

Die Rolle der in menschenähnlichen Maschinen verkörperten Künstlichen Intelligenz dürfte dabei klein bleiben. In eng umrissenen Welten wie beispielsweise Schachbrettern ist die KI stark, sobald sie in reale Unwägbarkeiten geworfen wird, zeigt sich die Schwäche der reinen Berechnung. Die Siliziumknechte tummeln sich zur Zeit auf Miniatur-Fußballplätzen oder auf vier Rädern in der Wüste und haben frappante Probleme, sich autonom zu orientieren, anzukommen, geschweige denn auch noch sinnig zu handeln.

Dort wo KI zum Posthumanismus wird, ist die Schwelle zum Erlösungsversprechen übertreten. Ob Reinraum des Cyberspace oder Upgrade eines Androiden mit kompletthumaner Software: Im Kern geht es um den Übergang des menschlichen Wesens in eine neue Seinsform. Logischerweise fließt in diesem Siliziumparadies nur klares Wasser die Flüsse hinunter und alle Frauen haben Körbchengröße G.

Neuro-Enhancement

Weitere Techniken weisen über den Menschen hinaus: Magnetisches und medikamentöses Enhancement der Denkvorgänge und natürlich die Gentechnik. Die Doping-Diskussion ist momentan noch primär an körperlich leistungssteigernden Substanzen wie EPO festgemacht, dabei leben Teile der Gesellschaft in einem dauergedopten Zustand. Morgens Koffein, Abends das Entspannungsbierchen, am Wochenende ein Näschen. Für die Verzweifelten Prozac, für die Willigen Viagra, für die Gestressten Diazepam.

Das spirituelle Doping des Geistes fristet ein Schattendasein in der Ecke der Drogenpolitik. Diese wird mittlerweile ohnehin von den Pharma-Konzernen effektiver betrieben. Indikationen lassen sich immer finden, das Geld kommt mit dem Off-Label-Use rein. Die Diskussion um Neuro-Enhancement mittels neuer, legaler Wirkstoffe ist bereits in Gang, aber in den Pipelines der pharmazeutischen Firmen ist kein Wundermittel mit Namen „Nürnberger Trichter“ in Sicht.

Allerdings werden die Grundlagen des Lernens immer besser ergründet, die Erforschung der Alzheimer Demenz zeigt die neuronalen Bedingungen des Denkens auf, hier lastet Leistungsdruck auf den Arzneimittelforschern. Weil zudem hohe Gewinne locken, ist damit zu rechnen, dass bessere Wirkstoffe entwickelt werden, die zumindest die Degeneration aufhalten. Ob dies in gesunden Menschen zu einer Leistungssteigerung des Denkorgans führt, steht auf einem anderen Blatt.

Genbasierte Designer-Medikamente

Rund zehn Prozent aller Medikamente auf dem Markt sind mit Hilfe gentechnischer Verfahren hergestellt worden – Tendenz steigend. Im Gegensatz zur grünen Gentechnik ist dieser Bereich der roten Gentechnik weithin akzeptiert. Das Einbringen eines fremden Gens in einen Organismus, um diesen zur Expression eines bestimmten Wirkstoffs zu bringen, ist die eine Sache, das Einbringen von fremden Genen in den menschlichen Organismus eine andere.

Aus Sicht einiger Mediziner ist diese „Gentherapie“ nur die logische Fortsetzung der Produktion von gentechnischen Arzneimitteln. Hierbei würde beispielsweise ein Patient mit einer Enzym-Mangelkrankheit keine Medikamente mehr einnehmen, sondern einige seiner Körperzellen würden gentechnisch so verändert werden, dass er das fehlende Enzym selbst bildet.

Bei der erblichen Immunschwäche SCID-X wurde das schon versucht, doch es trat als Nebenwirkung Leukämie auf. Die Mediziner hatten das Enzym-Gen an einer falschen Stelle ins Erbgut der schwerkranken Probanden eingefügt. Gentherapeutisch behandeln tat man auch zwei Männer in Frankfurt am Main. Dort wurde 2005 den zwei schwerkranken Patienten blutbildende, gentechnisch veränderte Stammzellen injiziert. Der Erfolg ist bis heute umstritten, die Langzeitwirkung auf die körpereigenen Zellen unklar.

Wissenschaftler wie der Humangenom-Pionier Francis Collins, der das „Human Genome Project“ zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms leitete, sehen gleichwohl optimistisch in die Zukunft. Er sagt voraus, dass bis 2020 genbasierte Designer-Medikamente für Bluthochdruck, Diabetes und andere der sogenannten „Volkskrankheiten“ verfügbar sein werden.

An dieser Stelle kann der Raum betreten werden, in dem die Zukunftsmusik spielt. Vorstellbar sind zukünftig beispielsweise Gentherapien, die auf die Nachkommen des Patienten vererbt werden. Noch verwehren sich die Mediziner gegen solche Ideen. Und noch geht es nur um ein Stück vom Leben für schwerkranke Menschen.

Der Übermensch des 21. Jahrhunderts

Schon immer gab es Bemühungen, sich mit Hilfe der Errungenschaften der Medizin nicht nur zu therapieren, sondern auch über den normalen Zustand hinaus zu optimieren. An dieser Stelle setzt Enhancement an, die Erweiterung der Basisfunktion.

Dieses Über-sich-Hinauswachsen, der Versuch der Vervollkommnung, die Lust, schier Übermenschliches zu leisten, ist Triebkraft der Menschheit bis heute; mit allen kreativen wie zerstörerischen Konsequenzen. Mit ironischer Konnotation kann man von einer sozialen Bewegung der „Übermenschen“ sprechen.

Aber der Übermensch ist nicht nur einer, der über sich hinaus wachsen will. Nach Friedrich Nietzsche will der Übermensch die Kräfte des heiligen Chaos in das Diesseits bringen. Alle Gefühlsspitzen und Erweckungen, aber auch die bis dato ins Jenseits gerichteten Ekstasen und Hoffnungen auf Erlösung sollen zurück auf die Erde gebracht werden.

Während Nietzsches Übermensch die Religion in sich wieder finden will, hat der Übermensch des 21. Jahrhunderts sie in den Raum technischer Potentiale zurück verfrachtet. Gründe dafür gibt es genug: Der Fortschritt wurschtelt sich in die letzten Fasern des molekularen Daseins hinein, alles scheint erklärbar, wenn nicht heute, so doch morgen. In diesem Sinne ist Wissenschaft zur Quasi-Religion geworden. Das über sich hinaus wachsen ist heute technisch banalisiert, die Aufgehobenheit im heiligen Chaos, dem geistigen Urgrund aller Religionen vor ihrer unheilvollen Institutionalisierung, ist heute eher durch den Cyberspace erwünscht als durch religiöse Praktiken.

Nietzsches Übermensch war ein entscheidendes Stück weiter gegangen. Erst in der Transzendierung des arbeitsorientierten, technisierten Welt findet der Mensch seine wahre Bestimmung: Ein hingebungsvolles Leben als Kunstwerk. Nicht nur am Rande sei hier erwähnt, dass der Übermensch eben auch Gefahr läuft sich einzubilden, über die aus seiner Sicht Zurückgebliebenen zu richten. Wo der Übermensch herrscht müssen die Untermenschen leiden.

Selbstvervollkommnung trägt immer auch die Gefahr der Egozentrik und des Größenwahns in sich. Durch das über sich hinauswachsen entfremdet der Mensch sich dann von sich selbst. Man merkt, hier schwingt im Hintergrund schon die Idee von der Raupe, die noch zum Schmetterling werden muss. Getrieben wird diese nur heute wohl weniger vom naturgegebenen Programm, als von den Anforderungen der Leistungs-, manche würden sagen kapitalistischen Gesellschaft.

Angesichts der ökologischen Lage kann der Übermensch heute nur noch bescheiden von seinem Gipfel aus hinab blicken. Zu lange hat er vergessen, auf welchem Grund und Boden er da eigentlich steht. Nun müssen Aufstreben und Genügsamkeit neu ausbalanciert werden.

Es gibt also viel zu tun, um die Chancen, Gefahren und Absurditäten des Projekts „Übermensch“ zu erläutern. In einem neuen Telepolis-Blog wird davon zukünftig die Rede sein.

 

Kategorien
Psychoaktive Substanzen

Ätherisches Hanföl

Hanfblatt, Nr. 110, November 2007

Gewidmet dem unbekannten Aromaten

Welchen Anteil kann ätherisches Hanfblütenöl an der psychoaktiven Wirkung von Rauschhanf-Präparaten haben?

Dauerkiffer wie „Mister Nice“ (Howard Marks) geben unumwunden zu, dass sie in erster Linie in der Lage sind, zu unterscheiden, wie stark ein Cannabispräparat törnt, nicht aber Variationen der Wirkungsform unterscheiden zu können. Gelegentliche Konsumenten vom Feinschmeckertypus geben dagegen an, ähnlich wie Alkoholgenießer, unabhängig von Set und Setting, Einnahmeform und Potenz, Unterschiede in der Art der Wirkung erkennen zu können. Die Art des von diversen Rauschhanf-Züchtungslinien und Haschischsorten zu erwartenden „Highs“ wird in Foren und Samenkatalogen oft blumig ausgemahlt, von „in die Couch drückend“ bis „cerebral“ ist alles dabei. Von Indicas erwartet man in der Regel ein anderes High als von Sativas, von Indischem Haschisch eine andere Wirkung als von Maroc. Solche Unterschiede kennt man auch von alkoholischen Produkten und coffeinhaltigen Genußmitteln. Deren spezifische Wirkung lässt sich anscheinend nicht allein auf die isolierten und identifizierten psychoaktiven Wirkstoffe zurückführen.

Für die psychoaktive Wirkung von Hanfpräparaten wird gemeinhin eine Substanz, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol, kurz THC genannt, verantwortlich gemacht. Andere Substanzen aus der chemischen Gruppe der Cannabinoide, von denen mehr als 60 verschiedene im Hanf entdeckt wurden, könnten dessen Wirkungen beeinflussen. Besonders das in vielen exotischen Haschischsorten zu einem hohen Anteil vertretene und in Faserhanf den Hauptbestandteil bildende Cannabidiol (CBD) steht in dem Ruf dem THC dämpfend bis einschläfernd und beruhigend bis angstlösend entgegen wirken zu können. Leider ist das Zusammenspiel der verschiedenen Cannabinoide und ihrer Isomere noch immer unzureichend erforscht.

Rätselhaft erscheint, dass die chemische Analyse qualitativ hochwertiger Präparate hochgezüchter Sorten in den letzten Jahren lediglich einen hohen Gehalt an THC ergeben hat. Der Anteil anderer Cannabinoide war demnach praktisch zu vernachlässigen. Wie kommt es aber, dass Konsumenten auch bei diesen Produkten Unterschiede in der Wirkung wahrnehmen wollen? Lässt man einmal subjektive Beeinflussung durch Herkunftsmythen, optisches Erscheinungsbild, Geruch und Raucheigenschaften außer Acht, dann kommen noch Hunderte anderer Cannabis-Inhaltsstoffe als Beeinflusser der THC-Wirkung in Frage. Von der Mehrzahl dieser Substanzen ist aber einerseits nichts über eine mögliche Psychoaktivität bekannt oder ihr Gehalt ist so gering, dass eine irgendwie geartete psychoaktive Wirkung nicht zu erwarten ist. Hier scheint also derzeit keine Klärung dieser Frage in Sicht.

Nun hat der bekannte amerikanische Hanf-Autor Ed Rosenthal die Bestandteile des ätherischen Öls der Hanfpflanze, das für deren charakteristischen Geruch verantwortlich ist, als mögliche psychoaktive Wirkstoffe ins Spiel gebracht. Im dritten Band des „Big Book of Buds“, einer Sammlung interessanter aber nicht kritisch hinterfragter Sortenporträts, wie sie von diversen Samenhändlern herausgebracht werden, erwähnt er mehrere Bestandteile ätherischer Öle. Diese könnnen nach den vorliegenden Analysedaten tatsächlich allenfalls in Spuren im ätherischen Hanföl vorhanden sein, wenn überhaupt. Zumindest legt er keinerlei Analysedaten vor, die ihr Vorkommen belegen. Wenn man an ihnen riecht, erkennt man unmittelbar, dass es sich bei ihnen nicht um Hauptbestandteile des ätherischen Hanföls handeln kann (Linalool, Terpineol, Borneol, Cineol, Pulegon). Ihre hypothetischen psychoaktiven Wirkungen, wie sie Rosenthal analog zur Aromatherapie, allerdings maßlos überzeichnet, postuliert, kann man deshalb an dieser Stelle außen vor lassen. Es ist interessanter sich auf die tatsächlich nachgewiesenen Bestandteile zu konzentrieren, von denen er immerhin Myrcen, Pinen, Limonen und Caryophyllen erwähnt.

Hochwertiges ätherisches Hanföl wird in der Schweiz als wohlriechender Parfüm- und Kosmetikabestandteil, Lebensmittelaroma und für die Aromatherapie professionell durch Wasserdampfdestillation der frischen ausgereiften möglichst wenig bestäubten Blütenstände im Freiland gewachsener weiblicher Pflanzen für den internationalen Markt gewonnen (siehe z.B. www.olison.ch). Der Ertrag ist gering. Ein Kilo frischer Blüten THC-haltiger Sorten liefert nur etwa 1,5 Milliliter ätherisches Öl. Faserhanfsorten liefern in der Regel weniger. Würde man die Blüten vorher trocknen, müsste man mit etwa einem Drittel Verlust durch vorzeitige Verdampfung rechnen. Auch würde sich die Zusammensetzung verändern.

Tatsächlich variiert die Zusammensetzung des ätherischen Hanföls erheblich, abhängig von der Sorte und deren Wachstumsbedingungen. Zu bedenken ist, dass sich das Spektrum der Bestandteile des ätherischen Öls im Laufe des Wachstums und der Blütenentwicklung verändert. Selbst von Tageszeiten scheint es abhängig zu sein. Durch Hitze verdampft das ätherische Öl in Teilen. Vom Zeitpunkt der Blütenernte und damit dem Tod der Hanfpflanze an beginnen Verflüchtigungs- und Umwandlungsprozesse. Licht, Sauerstoff, Wärme und Luftzug tragen zu Verlusten und Veränderungen bei. Der Gehalt an ätherischem Öl verringert sich. Der Duft verändert sich. Selbst bei kühler Lagerung des reinen ätherischen Öls in Dunkelheit und unter Luftabschluß treten Prozesse auf, die im Sinne einer Reifung des Geruchsbildes bis zu einem gewissen Grade mitunter sogar erwünscht sein können.

Der mit Abstand charakteristischste Bestandteil des ätherischen Hanföls sowohl von Faserhanf- als auch Drogensorten ist nach den vorliegenden Analysedaten (insbesondere Mediavilla und Steinemann) mit an die 50% das Myrcen. Dieses allein riecht schon angenehm aromatisch und typisch nach Hanfblüten. Auch geschmacklich erinnert es an Hanfblüten.

Alpha-Pinen mit seiner an Zedern und Pinien erinnernden Kopfnote und Hauptbestandteil des gereinigten Terpentinöls und des Wacholderbeerenöls ist ein wichtiger Bestandteil besonders von Rauschhanfsorten. Sein Anteil kann im Einzelfall sehr hoch ausfallen. Bei manchen Indicas (z.B. Northern Lights) ist diese Note besonders deutlich zu riechen. In Kombination mit Alpha-Pinen, diesem aber immer untergeordnet, tritt Beta-Pinen auf. Es hat einen kampferartigen Geruch.

Limonen, Hauptbestandtteil von Zitronen- und Pomeranzenschalenöl, sowie des Bergamottöls, ist ein weiterer charakteristischer Bestandteil des Hanföls, verantwortlich für eine frische citrusartige Note, die bei manchen Hanfsorten vom Sativa-Typus (wie z.B. aus Swaziland) besonders ausgeprägt ist. Allerdings riechen auch einige andere Bestandteile, die in geringen Mengen im Hanföl gefunden wurden, nach Citrusfrüchten und vermögen damit womöglich diese Note im Einzelfall noch zu unterstreichen oder zu variieren.

 

]]>

 

Phellandren, wichtiger Bestandteil im Latschenkiefernöl, im ätherischen Hanföl aber nur ein untergeordneter Bestandteil, hat eine frische Note, die an Kampfer und Eukalyptus denken lässt. Es mag vielleicht zu dem angenehm erfrischenden Duft beitragen, wie sie manchen Hanfsorten (z.B. vom Haze-Typus) bisweilen zu eigen ist.

Hanfblüten haben typischerweise auch eine mehr oder weniger ausgeprägte widersprüchlich, oft als eher abweisend empfundene Geruchsnote. Ein regelmäßig in recht hohen Mengen auftretender charakteristsicher Bestandteil dieser Richtung ist das Trans-Caryophyllen. Auf das dieses begleitende aber in erheblich niedrigerem Anteil vorhandene ähnlich, aber etwas wuchtiger riechende Caryophyllen-oxid, das auch in diversen anderen ätherischen Ölen, wie z.B. dem Gewürznelkenöl enthalten ist, sollen Drogenspürhunde dressiert sein.

Zahlreiche weitere in geringen Mengen oder Spuren im ätherischen Öl enthaltene sogenannte Mono- und Sesquiterpene leisten ihren Beitrag zum Gesamtgeruchsbild. Die genaue Zusammensetzung und das Zusammenspiel der Einzelbestandteile im Gesamtgeruchsbild gerade bei den diversen Rauschhanfsorten des Schwarzmarktes sind ein noch offenes Forschungsfeld.

Nicht nur botanisch, sondern auch in der Zusammensetzung des ätherischen Öles mit dem Hanf am Nächsten verwandt ist übrigens der Hopfen.

Wie sieht es nun aber mit den von Rosenthal ins Gespräch gebrachten angeblich möglichen psychoaktiven Wirkungen der Bestandteile des ätherischen Hanföls aus? Wenn man von einem realistischen Anteil von 0,8% ätherischem Öl in getrockneten Hanfblütenständen ausgeht, dann müssten, wenn man bei den gegenwärtigen hochpotenten Sorten pur geraucht von einer für einen veritablen Rauschzustand ausreichenden Dosis von 0,1 bis 0,2 Gramm ausgeht und eine Bioverfügbarkeit des verdampften ätherischen Öles von extrem großzügig gerechnet 50% postuliert, bereits insgesamt 0,4 bis 0,8 Milligramm ätherischer Öle für eine psychoaktive Wirkung verantwortlich sein. Im Falle des Hauptbestandteils Myrcen würde das heißen 0,2 Milligramm inhaliert (also die Dosis eines kräftigen LSD-Trips) wären bereits psychoaktiv. Davon ist wissenschaftlich nichts bekannt. Man kann sich denken, dass, wenn dies der Fall wäre, ätherisches Hanföl nicht frei verfügbar wäre.

Um zu überprüfen, ob ein direkter psychoaktiver Effekt durch die Einnahme oder Inhalation der wichtigsten Bestandteile des ätherischen Hanföls möglich ist, wurden heroische nicht zur Nachahmung empfohlene Selbstversuche gemacht. Sie zeigten: 11 mg Myrcen oral eingenommen (also die 55-fache Menge!), und es war nichts zu spüren. Normale Zigaretten, die reichlich mit einem künstlich zusammengestellten ätherischen Öl getränkt wurden, das analog natürlichem Hanföl aus Myrcen, Alpha- und Beta-Pinen, Limonen, Phellandren, sowie Caryophyllen und Caryophyllen-oxid zusammengestellt wurde, wurden mehrmals ohne Effekt geraucht. Zur Warnung sei angemerkt: Die ätherischen Öle sind leicht entflammbar, können evtl. hautirritierend und in zu hoher Dosis eingenommen toxisch wirken.

Eine eigene direkte physiologische psychoaktive Wirkung ist demnach bei den in den Hanfblüten vorgefundenen Mengen ätherischen Öls nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht wahrscheinlich. Es ist nicht angebracht, hier voreilig einen neuen Mythos, den von einer variablen Psychoaktivität der verschiedenen Bestandteile des ätherischen Hanföls zu kreieren.

Nichts desto trotz ist der spezifische Duft, das Aroma des Rauschhanfes, Teil seines individuellen Genusses und kann somit eventuell wie auch von anderen Genussmitteln bekannt indirekt das subjektive Rauscherleben beeinflussen. Hier gibt es auf jeden Fall noch viel zu erforschen.

az

 


 

 

]]>

 

zurück zur Startseite von Jörg Auf dem Hövel mit weiteren Interviews und Artikeln