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Drogenpolitik Gesundheitssystem

Das Drogenverbot ist (mal wieder) am Ende

Der hochtechnisierte und globale Markt produziert ständig neue Substanzen, eine Kontrolle wird immer schwieriger

Die Problemlage ist seit langem bekannt: Einerseits steht eine Unmenge von Genussmittel und psychoaktive Substanzen zur Verfügung, die von Bürgern aus unterschiedlichsten Gründen konsumiert werden. Andererseits unterwirft sich die Gesellschaft über ihre Institutionen umfangreichen Regelwerken, die diesen Konsum in geordnete Bahnen lenken sollen. Während man bei den Genussmitteln froh darüber ist, dass der Staat deren Herstellung reglementiert und Inhaltsstoffe kontrolliert, damit gesunde Ernährung möglich bleibt, wird die Reglementierung bei den psychoaktiven Substanzen von einer mittlerweile nicht unerheblichen Teil von Bürgern und Experten kritisch gesehen. Denn um die Einhaltung der Regeln zu gewährleisten, setzt der Staat auf das Strafrecht. Wer also meint ein Kilogramm Zucker zu besitzen, der darf dies tun, bei einem Kilogramm Kokain sieht das anders aus.

Selbstschädigung unerwünscht, die Strafbewertheit des Besitzes von Drogen soll zudem deren Ausbreitung verhindern, der Schwarzmarkt muss die Wünsche der Kunden befriedigen. Rund um die Verhinderung illegaler Produktion und des Handels ist ein globales Politikfeld entstanden, in den USA der „war on drugs“ genannt. Immer wieder weisen Expertenkommissionen auf die mangelnde Effektivität und Effizienz dieser Drogenverbotspolitik hin. Gleichwohl ist über die Jahrzehnte ein umfangreicher Katalog verbotener Drogen entstanden, der, je nach politischer Strömung, weltweit zwar leicht variiert, im Grunde aber die gleichen Substanzen umfasst. Neue Substanzen, die als potentiell gefährlich gelten, werden hier eingefügt.

Seit einigen Jahren wird diese etablierten Drogenpolitik von einer Entwicklung überrollt, deren Ausmaße nun immer deutlicher werden. Die Technik zum Betrieb von chemischen Laboratorien hat sich vereinfacht und verbilligt, zudem ist das Wissen um die Synthese von neuen Molekülstrukturen durch das Internet hoch verfügbar. Durch die Öffnung des asiatischen und hier vor allem chinesischen Marktes steht eine Vielzahl von Produktionsstätten bereit, die auf jede Änderung in Drogengesetzen mit einer Änderung der chemischen Struktur der verbotenen Substanzen reagieren. Angedeutet hatte sich das schon 2004 bei Spice, einer obskuren Mischung aus synthetischen Cannabinoiden und Pflanzenteilen. Der psychoaktive Inhaltsstoff nannte sich JWH-018. Das eingeleitete Verbot führt dazu, dass andere Cannabinoide benutzt wurden, beispielsweise HU-210.

Einige weitere Beispiele:

1. Seit einigen Jahren beschickt die Szene der globalen Research-Chemicals- Experten in kurzen Abständen den Markt mit neuen Derivaten von Cathinonen. Eine 2009 durchgeführte Online-Befragung von knapp 2300 Website-Besuchern des Club-Magazins MixMag förderte zu Tage, dass bereits 41 Prozent das Cathinon-Derivat Mephedron schon einmal konsumiert hatten – oder das, was sie dafür hielten.

2. Auf den Websites chinesischer Anbieter ist eine weitere chemische Gruppe erhältlich, die sogenannten Piperazin-Derivate. Piperazin wurde früher gegen Wurminfektionen eingesetzt, seine stimulierenden Abkömmlinge BZP, TFMPP und m-CPP tauchen seit ein paar Jahren auf den europäischen Märkten auf. Nach Angaben der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) enthalten zwischen 20 und 50 Prozent aller in den EU-Mitgliedsländern als Ecstasy verkauften Tabletten mittlerweile Anteile von m-CPP. Weder m-CPP noch die anderen Derivate wurden bislang in klinischen kontrollierten Studien an Menschen getestet.

3. Eine jüngst veröffentlichte Erhebung zeigt, dass zwischen 1997 und 2011 über 200 neue Substanzen vom europäischen Frühwarnsystem entdeckt wurden, 49 Molekülstrukturen alleine im letzten Jahr. Der letzte Schrei scheinen Derivate von Pipradrol zu sein.

4. Die Produzenten gehen kaum noch das Risiko ein, eine bereits illegale Substanz unter einem anderen Namen zu verkaufen, sondern stellen umgehende neue Strukturen her, die noch nicht vom Verbot betroffen sind. So fand eine Gruppe um Kevin Shanks von den AIT Laboratories jetzt heraus, dass 95% der von ihnen untersuchten, in den USA von der DEA beschlagnahmten synthetischen Cannabionide und Stimulantien überhaupt nicht im Katalog der aktuell verbotenen Drogen standen.

In den USA behilft man sich nun damit, ganze Substanzklassen für illegal zu erklären. Reflexhafte Verbotsreaktionen werden das Problem nicht aus der Welt schaffen. Ähnlich wie beim Urheberrecht überrollt zur Zeit die technische Entwicklung die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Und hier wie dort werden Konsumenten kriminalisiert. Das Ziel der „drogenfreien Gesellschaft“ ist überholt, diskutiert werden müssen neue Mittel und Wege, wie mit Drogen sinnvoll umgegangen werden kann.

Erschienen in der Telepolis unter http://www.heise.de/tp/blogs/3/152231

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Mal wieder schafft eine Ecstasy Studie mehr Verwirrung als Aufklärung

telepolis, 18.04.2012

Ecstasy und seine Kinder

Jörg Auf dem Hövel

Mal wieder schafft eine Drogenstudie mehr Verwirrung als Aufklärung

Die Zeiten des weit verbreiteten Ecstasykonsums sind vorbei. Gleichwohl eignet sich die psychoaktive Substanz noch immer für Überschriften, um auf die Gefahren des Drogenkonsums hinzuweisen. Unlängst berichtete Der Spiegel (15/2012) unter der Headline „Ecstasy schädigt Babys“ über eine Studie, die erstmals die Auswirkungen der Droge auf den Fötus und die spätere Entwicklung des Babys untersucht hat. Man will „gehäuft motorische Entwicklungsdefizite“ durch der Studie bewiesen sehen. Eine genauere Analyse der erhobenen Daten wirft ein differenzierteres Bild.

Für die Studie (Neurotoxicology and Teratology, Volume 34, Issue 3) wurden 96 britische Frauen nach ihrem Drogenkonsum vor und während der Schwangerschaft befragt und in diejenigen unterteilt, die dabei auf Ecstasy (in der Studie als MDMA bezeichnet) verzichtet hatten und solche, die trotz Schwangerschaft weiterhin die Droge konsumiert hatten. In Großbritannien, so schätzen Experten, werden jedes Wochenende rund eine halbe Millionen Pillen geschluckt, die unter dem Label „Ecstasy“ verkauft werden.

Schon hier fällt die erste Besonderheit auf: Alle diese Frauen waren extrem drogenaffin, sie genossen meist mehrere, legale wie illegale Substanzen während des Austragens ihres Kindes. Unter den Ecstasy-Userinnen rauchten 86%, fast alle hatten mehr oder minder viel Alkohol getrunken, satte 82% gekifft und sogar 71% mindestens einmal Kokain geschnupft. Diese imposanten Werte wurden von den 68 Ecstasy-Verweigerinnen zwar unterboten, aber auch diese Damen waren wahrlich keine Abstinenzlerinnen. 62% hatten Tabak geraucht, 91% Alkohol getrunken, 54% gekifft, 16% Kokain geschnupft.

Die Erkenntnisse beziehen sich also auf eine kleine, polytoxisch agierende Untersuchungseinheit. Die kleine Gruppe der Ecstasy-Nutzerinnen (N=28) war zum Zeitpunkt der Geburt durchschnittlich 30 Jahre alt, hatte 171 Mal in ihrem Leben die Partydroge zu sich genommen, wobei sie bei einer solchen Gelegenheit meist um die drei Pillen eingeworfen hatte.

Dies Vorweg geschickt kann man sich vorstellen, dass die Autoren der Studie sich bemüht haben, die Störvariablen herauszufiltern, was allerdings bei dem Umfang des Drogenkonsums beider Gruppen schwer gewesen sein dürfte.

Die Babys der Studienteilnehmer wurden mehreren Tests unterzogen. Ein erstes, von den Medien nicht genannten Ergebnis, sei genannt: Die untersuchten Kinder der beiden Konsumentengruppen unterschieden sich nicht in Frühgeburtsrate, Geburtsgewicht, Kopfumfang und Größe. Ebenfalls ungenannt blieb das Ergebnis des NICU Network Neurobehavioral Scale (NNNS), eines Tests, der die Babys im Alter von rund 30 Tagen auf ihre motorischen Fähigkeiten, ihre Aufmerksamkeit und Reflexe untersuchte. Denn im Durchschnitt unterschieden sich die Kinder auch hier nicht. Erst bei der Analyse der Ergebnisse ergab sich eine Trend bei den Kindern der Ecstasy-Konsumentinnen zu lethargischem Verhalten. Dieser Trend war allerdings nicht signifikant, wie die Autoren selber schreiben.

Erst bei den 4 Monate alten Kindern wurden die Autoren fündig. Hier fand man zwar bei den einigen Tests weiterhin keine Unterschiede, wohl aber beim „BRS Motor Quality Scale“. Hier will man in der Gruppe der Ecstasy-Konsumentinnen signifikant schlechter agierende Babys gefunden haben.

Selbst wenn sich die Ergebnisse in neuen Studien erhärten sollten, sagt dies wenig über die Schädlichkeit von Ecstasy aus. Denn weder ist klar, ob die Konsumentinnen tatsächlich MDMA zu sich genommen haben oder nicht eine der vielen Derivate, die seit Jahren des Markt fluten. Noch sind die aufgenommen Dosierungen klar. Auf diese Umstand angesprochen, gibt die federführende Autorin der Studie, Lynn Singer, an, dass die Spätschäden durchaus auch auf andere toxische Substanzen zurück zu führen sein könnten. „It could be that the sequelae are the result of some other toxic substance.“ Ein anderer Studienautor, Andrew Parrot von der Universität von Wales Swansea, verweist gegenüber der Telepolis auf seine Tablettenanalyse aus den späten 90er Jahren, in der ein hoher Anteil von MDMA vorherrschend war. Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle kommt in ihrem Jahresbericht von 2010 für Gesamteuropa allerdings zu einer anderen Aussage: „There are no clear trends in the MDMA content of ecstasy tablets.“ Mehr noch:

„Over the last few years, there has been a change in the content of illicit drug tablets in Europe, from a situation where most tablets analysed contained MDMA or another ecstasy-like substance (MDEA, MDA) as the only psychoactive substance, to one where the contents are more diverse, and MDMA-like substances less present. This shift has accelerated in 2009, to the extent that the only countries where MDMA-like substances continue to account for a large proportion of the tablets analysed are Italy (58%), the Netherlands (63%) and Malta (100%).“

In vielen anderen Ländern werden MDMA-Tabletten seit einigen Jahren verschiedene Piperazinderivate beigemischt, wobei zur Zeit mCPP besonders beliebt ist. Auch in Großbritannien fand der Forensic Science Service im Jahr 2010 Piperazine in Tabletten, die als Ecstasy verkauft wurden.

Was bleibt? Zum einen die altbekannte Tatsache, dass die mit dem Schwarzmarkt verbundene Reinheits- und Dosierungs-Unsicherheiten validen Aussagen über die Schädlichkeit von MDMA und anderen Drogen behindern. Wenn dann noch extrem drogenaffine Konsumentengruppen für die Untersuchung rekrutiert werden, dürfte der ursächliche Zusammenhang immer schwerer zu finden sein. Auf einem wieder anderem Blatt steht, dass bei unsicherer Faktenlage der umsichtige Umgang mit psychoaktiven Substanzen vor allem während der Schwangerschaft geboten ist.

 


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Ayahuasca kommt vom brasilianischen in den Großstadtdschungel

Erschienen in der Telepolis

In gekürzter Form in
DU 755, Zeitschrift für Kultur, S.13

Droge oder Sakrament? Ayahuasca kommt vom brasilianischen in den Großstadt-Dschungel

Der rituelle Gebrauch eines psychoaktiven Tees mit Namen „Ayahuasca“ breitet sich weltweit aus. In den USA und den Niederlanden dürfen sich die Teilnehmerzirkel spirituell berauschen, nun sprach ein Gericht in Frankreich zwei der gläubigen Teetrinker von der Anklage frei eine verbotene Droge zu nutzen. In Deutschland ist das Fahrzeug zu Gott verboten. Ein Fall für die Sektenbeauftragten? Oder deckt gar die Religionsfreiheit den Konsum? Die Drogenpolitik zeigt sich ratlos.

Sind es nur modische Zyklen oder ist (mal wieder) ein Wassermann-Zeitalter gekommen? Genau hier fühlen sich Interessensgruppen wie Santo Daime (http://www.santodaime.org/) oder die Uniao de Vegetal (http://www.udv.org.br/) schon falsch verstanden. Sie wollen weder als „Drogenspinner“ noch als „Sekte“ bezeichnet, sondern als Glaubensgemeinschaften akzeptiert werden, bei deren Gottesdiensten statt dem symbolisierten Fleisch Christi der praktische Geist einer Pflanze gereicht wird.

Das Problem: Dieser Geist hat im deutschen Betäubungsmittelgesetz (BTMG) mit „DMT“ (Dimethyltryptamin) einen konkreten Namen. In Südamerika wird Ayahuasca aus zwei Hauptbestandteilen hergestellt: Zum einen wird die Chagropanga-Liane (Diplopterys cabrerana) oder die Blätter des Chacruna-Strauches verwendet. Sie enthalten DMT (Dimethytryptamin). Zum anderen aus einer harmin- und harmalinhaltigen Schlingpflanzen mit dem botanischen Namen Banisteriopsis. Die Schlingpflanze selbst wird wie das daraus gekochte Gebräu „Ayahuasca“ genannt. Andere Bezeichnungen sind Caapi oder Yage.(1)

Banisteriopsis_Caapi
Banisteriopsis_Caapi

Als bitteres Gebräu getrunken führt der Tee zunächst oft zu Erbrechen und danach – je nach Interpretation – zu Visionen, wilden Abfahrten durch die eigene Psyche und spiritueller Gipfelstürmerei sowie Übertritten in andere, als komplett real empfundener Gegenwelten. Dienen tut er im rituellen Kontext der Gruppen wie Santo Daime und UDV aber nicht als hedonistische Wellness-Kur, sondern der „umfassenden Heilung der Person“, wie Hans(2), ein Heute in die Niederlanden ausgewandertes Mitglied der Cefluris (http://www.idacefluris.org.br/), einer Untergruppe der Santo Daime, sagt. „Das Getränk wird bei uns im strengen rituellen Rahmen mit Liedern und Tanz eingenommen und verhilft zu persönlichen Einsichten und Klärungen. Was ist daran verwerflich?“, fragt er, wohl wissend, dass, wer in Deutschland heilen, zur Heilung oder gar zur Heiligkeit führen will, gleich mehrere Mitbewerber auf den Plan ruft.

Da sind zum einen die Mediziner, die vor der halluzinogenen Wirkung der Droge warnen. Ihre Befürchtung: Das Ritual endet nicht im Nirvana, sondern der Psychose. In Südamerika käme dies selten vor, aber in westlichen Gesellschaften herrschten gänzlich anderen soziale und mentale Strukturen. Zum anderen sind da Behörden und Gesundheits-Institutionen, die alternativen Heilmethoden gerne auf den Zahn fühlen, bevor die ersten Gläubigen Ayahuasca auf Krankenschein verlangen.

Fasziniert von dem Ritualgruppen-Phänomen sind naturgemäß auch die Sektenbeauftragten der inoffiziell zugelassenen Hüter der abendländischen „Leitkultur“: die staatlich anerkannten Kirchen. Seit die Kurie sich der Aufgabe verschrieben hat, ihre Schäfchen lieber nüchtern in die Irre, als berauscht in die Erkenntnis gelangen zu lassen, beäugen sie Mitbewerber auf dem Markt der Religionen mit Argwohn. So hat Michael Utsch, Leiter der Abteilung Psychologie und Religion bei der „Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ (http://www.ekd.de/ezw/ezw_https://joergo.de/index-2/l) das Böse schnell geortet: den (Ayahuasca-) Rausch. Ein Kontrollverlust unter Drogen, so Utsch, führe zum Verlust der Menschenwürde. Und wo die Würde des Menschen bedroht sei, da höre auch die Religionsfreiheit auf.

Fest steht nur: Die Domestizierung des Rausches scheint nur graduell möglich, ein gewisser Kontrollverlust gehört zum handfesten Rausch dazu, zum Teil wird er geradezu angestrebt. Die Begeisterung, mit der alljährlich Menschen auf dem Münchener Oktoberfest gegen (und auch in) die Zelte pinkeln, ist nur ein Beispiel unter vielen. Was an einem sabbernden, rumgrölenden Volltrunkenen so viel würdevoller sein soll, als an einem bekifften Rastafari oder einem unter Fliegenpilzeinfluss stehenden Steppenbewohner, ist unklar.

What goes up must come down

In der Santo Daime Kirche steht ohnehin nicht Rausch oder gar Kontrollverlust im Vordergrund, dazu sind die Rituale viel zu streng geregelt. In den brasilianischen und niederländischen psychoaktiven Gottesdiensten wird die Ernsthaftigkeit des Unterfangens in feierlicher Kleidung (Faltenröcke, weiße Hemden, Krawatte und Fliege) zum Ausdruck gebracht. Nach der Einnahme des Tees singt man über Stunden überlieferte Hymnen, in denen Werte wie Disziplin, Liebe und Festigkeit in der Ausrichtung auf die Liebe beschworen werden. Die Religion beinhaltet ein reiches Pantheon, in dem Gott, Jesus Christus, die Jungfrau Maria, König Salomon, Erzengel und christliche Heilige eine zentrale Rolle spielen, aber auch Dschungel-Entitäten und afrikanische Orixás. Die mantraartig wiederholten Hymnen (http://www.santodaime.org/archives/i_hymns.htm) strukturieren den durch das Gebräu herbeigeführten Bewusstseinzustand; zum einen durch ihren Rhythmus, zum anderen durch ihren sprachlichen Inhalt, in dem immer wieder von Liebe, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl und Freude die Rede ist. Aus Sicht der Praktizierenden wird damit keine Gegenwelt entworfen, sondern eine „vertiefte Erfahrung genau dieser Welt im Hier und Jetzt“, wie ein anonymes Mitglied sagt.

Mitglieder der Cefluris beim Gottesdienst
Mitlieder der Cefluris bei einem Gottesdienst

Wer heute Erfahrungen mit dem allumfassenden Einen (vulgo: Gott) oder einer „heilen Welt“ hat, ist leider eher ein Fall für die Klappse als für die Kanzel. Irgendeine Institution wird für ihn feststellen, ob das nur eine luftige Halluzination oder eine ernst zu nehmende „Erscheinung“ war. Spirituelle Jubelfahrten unterliegen seit jeher einer sozialen Kontrolle, früher war die Kirche dafür zuständig festzustellen, ob man es mit einem Mystiker oder einem Scharlatan zu tun hatte. Sie war es auch, die die „korrekte“ Deutung des Erlebten vornahm. Wer heute glaubt, tief ins spirituelle Gewebe vorgedrungen zu sein, für den gibt es mehrere Optionen: Entweder wird er oder sie von den Freunden sanft von der Tanzfläche in den Chill-Out Bereich geführt oder eine andere Art von Peergroup verordnet den beruhigten Verarbeitungszustand.

Das Wundersame: Auch der Religions- und Sektenexperten Michael Utsch nimmt an, dass Rauschmittel durchaus gottesnahe Erfahrungen verursachen können. „Es gibt in dieser Gesellschaft eine Sehnsucht nach spirituellen Erlebnissen, und die sind garantiert, wenn halluzinogene Drogen ins Spiel kommen.“ Das Problem sei, dass die Deutung dieser Erlebnisse die Ritual-Gruppe übernähme und so Einfluss auf Neugierige gewänne.

Wo die Deutungshoheit nicht mehr beim Individuum selbst, sondern bei einer anderen Institution liegt, ist schnell von „Sekten“ die Rede. Für die kollektiven Liebhaber von Ayahuasca trifft diese Bezeichnung aber wohl eher nicht zu. Weder expandieren die Clubs aggressiv, noch werden aus den Mitgliedern willenlose Zombies. „Die Frage ist doch, ob die Gesellschaft Angst vor dem Phänomen haben muss“, gibt Henrik Jungaberle von der Universität Heidelberg zu bedenken. „Und das kann man verneinen, denn die Santo Daime ist in Europa nicht nur sehr lose organisiert, sondern operiert auch nicht mit einem abgeschlossenen Weltbild, welches keine anderen Meinungen zulässt.“

Henrik Jungaberle, Universität Heidelberg
Henrik Jungaberle, Universität Heidelberg

Der Mediziner und ein Team erforschen in Rahmen der von der DFG (http://www.dfg.de) geförderten RISA-Studie (http://www.risa.uni-hd.de/) Ritualgruppen und den Gebrauch und Missbrauch von psychoaktiven Substanzen. Wo der Begriff „Ritual“ lange Zeit nur in religiösem Zusammenhang gebraucht wurde, ziehen die Heidelberger die Grenzen weiter: Es geht um regelhaft-inszeniertes Verhalten, das Rauscherlebnisse kultiviert. Neben der Intention und inneren Haltung zum Drogenkonsum, dem Einhalten von selbst auferlegten Regeln und dem Einhalten einer Form spielt nach den Ergebnissen der Forscher auch der Sinnhorizont eine maßgebliche Rolle beim „ja durchaus möglichen kontrollierten Umgang mit Drogen“, wie Jungaberle sagt. Genauer: Welche Strukturen und Prozesse sind vorhanden, die ein bizarres oder aufwühlenden Erlebnis unter Drogeneinfluss einordnen?

„Es war ein Fehler“, sagt Hans heute, „Anfang der 90er Jahre diese Sitzungen in Berlin anzubieten. Das würden wir nicht wieder tun.“ Damals, genauer im Jahr 1993, hatte ein Esoterik-Veranstalter zu einem quasi-schmamanistischen Ritual in kleinem Kreis geladen. Das Flugblatt versprach die „Sprengung der Grenzen des Ego“. Was für die Teilnehmer folgte, war ein va banque Spiel mit der Psyche, die aus Brasilien eingeflogenen Cefluris-Mitglieder hatten das Ritual auf europäische Verhältnisse zuschneiden wollen.

Carsten Balzer, Ethnologe an der FU Berlin und Kenner der der brasilianischen Ayahuasca-Religionen,(3) nahm im Rahmen seiner Feldforschungen an dem Seminar teil. Bei einigen Teilnehmern kam es damals zu einschneidenden Erlebnissen, die von Weinen, Schreien und Heulkrämpfen begleitet waren. Der Leiter des Rituals zeigte sich kaum imstande, die unerwarteten Einsichten der Menschen zu kanalisieren.

Nun ist die Einnahme von Ayahuasca auch im brasilianischen Kontext kein Zuckerschlecken, immer wieder kommt es auch dort zu sogenannten „Peias“, dem Aufkommen verdrängter Erlebnisse. Diese enden aber nicht im berühmt-berüchtigten „Horrortrip“, sondern werden durch gleich mehrere Prozesse aufgefangen. Zum einen wird das Ayahuasca-Ritual durch gemeinsames Singen und Beten zum Kollektiverlebnis. In keinem der über 30 von Balzer im brasilianischen Bundesstaat Acre und in brasilianischen Großstädten wie Manaus oder Rio de Janeiro besuchten Ritualen, „entstand eine Situation die der in Berlin erlebten Situation vergleichbar wäre“. Innere Einstellung und äußere Umgebung (set und setting), insbesondere der kulturelle oder subkulturelle Kontext spielen, so Balzer, eine maßgeblich Rolle beim Erleben starker Halluzinogene wie Ayahuasca.

Zudem, merkt der Ethnologe an, sind im brasilianischen Kontext gute und schlechte Geister fest im Weltbild verankert. „Und wenn man dann während der Ayahuasca-Erfahrung einem „Krankheitsgeist“ begegnet, dann ist das keine unbedingt erschreckende Erfahrung, da die Anhänger der Religion im Ritual die „guten Geister“ rufen, von denen sie spirituelle Hilfe erhalten.“ Balzer hat vor allem die Kultur der kleinsten der drei Ayahuasca-Religionen untersucht, die der Gemeinschaft der Barquinha (port.: „kleine Fähre“), die in der ruralen Zone Rio Brancos, der Hauptstadt des Bundesstaates Acre, tätig ist. Dort habe die Gemeinschaft schon in den 60er Jahren eine Schule gebaut und helfe mit ihrem ungewöhnlichen Sakrament bei der Gesundheitsfürsorge. Balzer scherzhaft: „Leute mit gebrochenem Bein werden aber durchaus weiterhin ins normale Krankenhaus geschickt.“

Die Bindung an die Gemeinschaft sei eng: im Durchschnitt sähen sich die Mitglieder vier Mal pro Woche, dazu kämen die zahlreichen christlichen Feiertage. Trotz der geistigen Kameradschaft ist die Gemeinschaft aus Sicht Balzers keine Sekte: „Die Ayahuasca-verwendenden Gruppen in Acre sind eng mit der Geschichte Acres verwoben und ein Teil der Kultur Acres. In Acre stellen sie lokale Religionen und keine Sekten dar.“ Die nur in Acre beheimatete Barquinha sei beispielsweise nicht auf eine Ausbreitung ihrer Religion bedacht. Ihre Missionierung fände vielmehr im spirituellen Raum statt und beziehe sich vor allem auf büßende Seelen und Krankheitsgeister.

Suchende Gesellschaft

In Rio Branco, dem Entstehungsort der verschiedenen Ayahuasca-Gruppen und der Santo Daime, besteht noch heute die Urkirche des Gründers Raimundo Irineu Serra, die „Alto Santo“. Heute leitet seine Witwe den spirituellen Verein, sie spricht sich eindeutig gegen jede messianische Tätigkeit aus. Die davon abgespaltene Cefluris findet dagegen seit den frühen 80er Jahren auch in den brasilianischen Großstädten Zulauf und gründete zugleich eine Dependance in Boston, USA. Derzeit soll sie um die 5000 Mitglieder haben.

Raimundo Irineu Serra
Raimundo Irineu Serra

 

Die Ausbreitung der Zeremonien in die Städte rief 1985 endgültig die brasilianische Rauschgiftbehörde (CONFEN) auf den Plan. Sie verbot den entheogenen Trank. Die daraufhin eingesetzte Untersuchungskommission kam in ihrem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass die Teilnahme am religiösen Leben der Gruppe deren Mitglieder aber durchaus „ruhiger und glücklicher“ mache und zu bei vielen zu einer „Reorganisation des eigenen Lebens“ geführt habe. 1987 hob die CONFEN daher das Verbot wieder auf.

Die öffentliche Diskussion um Santo Daime und die anderen Kirchen ebbte ab. Erst 1992, im Rahmen des ersten von der UNO organisierten Weltgipfels in Rio de Janeiro, geriet Santo Daime wieder in die Schlagzeilen: Der damalige Direktor der CONFEN, Domingo Bernardo Da Silva, besuchte mit Amtskollegen in Mapia ein Ayahuasca-Ritual und probte den kollektiven Trance-Zustand. Sein Fazit: „Veränderte Bewusstseinszustände müssen nicht unbedingt eine gefährliche Situation sein.“

Ist das Modell Ayahuasca also eine Variante zur Steigerung des Wohlbefindens ganzer Landstriche – auch im Westen? Ein Grundproblem der westlichen Gesellschaft scheint zu sein, dass sie aus allem und jedem ein Objekt der Begierde macht. Selbst wenn man den rituellen Ayahuasca-Gruppen guten Willen unterstellt: Sie stoßen hier auf eine permanent suchtgefährdetes Millieu, in dem TV-Abhängigkeit, Spielsucht und Kaufrausch herrschen. Unterfüttert wird diese Gemengelage noch von der Tendenz zur „Pharmakologisierung des Alltags“ (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18098/1.html), wie Günther Amendt dies genannt hat, in dem der Mensch „nicht mehr als soziales, sondern als manipulierbares und chemisch optimierbares Wesen“ wahrgenommen wird.

Unter den Bedingungen der entfesselten, unreflektierten Marktwirtschaft kann anscheinend Alles zur unkontrollierbaren Obsession führen, überall lauert die potentielle Suchtgefahr. Weniger wissenschaftlich als vielmehr historisch-soziologisch bedingt konzentriert sich dabei die allgemeine Aufmerksamkeit auf substanzbezogene Süchte. In einer weiteren Fokussierung orientiert sich dann die Drogenpolitik hauptsächlich an verelendeten Junkies.

So braucht nur das Stichwort der „Rauschmittel“ fallen und Oma fällt der (Kaffee-!) Löffel aus der Hand. Keine guten Karten für Gemeinschaften, die meinen, mit Hilfe eines speziellen Tees der allgemeinen und damit auch persönlichen Wahrheit näher zu kommen; mehr noch: sich in ihr zu wälzen und wie ein gut gezuckertes Weihnachtsplätzchen auf dem ewig-währenden Gabentisch zu liegen. Schnell wird vermutet, dass hier unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit nur wilde Drogenorgien gefeiert werden.

Ein weiteres Phänomen: In Kurse der Psycho-Szene kommen oft Menschen, die nach einer heilenden, aber milden Verführung zur Persönlichkeitsentwicklung suchen. Sie wünschen sich eine sanfte Reinigung ihrer ohnehin schon gläsernen Seele, während der Ayahuasca-Sitzung erhalten allerdings sie einen Vollwaschgang ohne Weichspüler – aber mit anschließendem Schleudern. Eine Reiki-Sitzung lässt sich jederzeit abbrechen, der individuelle Sicherungskasten ist stets in Griffnähe, bei hochdosierter Ayahuasca-Einfuhr weiß der Kunde eventuell nicht mal mehr wie er heißt.

Exportware

Wenn dann noch ein unqualifizierter Zeremonienmeister die Sitzung leitet, können die hochgespülten Psycho-Innereien den Teilnehmer überfordern. „Die Rituale stehen und fallen mit der Person, die sie leitet und die in der Geisteswelt des Ayahuasca mehr als nur ein Besucher sein sollte“, sagt Nana Nauwald, die ihre Erlebnisse mit den Schamanen im Amazonasgebiet in zwei Büchern beschrieben hat.(4) Der Geist dieser Droge, so Nauwald, sei kulturgebunden und ließe sich nicht „als Instant-Geist am anderen Ende der Welt wieder zu dem ihm eigenen wirkungsvollen Einsatz bringen“.

Ethnologen wie Christian Rätsch, Autor der „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“, äußern sich ebenfalls kritisch zum exportierten Schamanismus: „Schamanismus ist eine soziale Definition in traditionellen Gesellschaften. Man braucht ein Berufungserlebnis, man muss von einem amtierenden Schamanen geprüft werden, ob das Erlebnis echt ist, dann muss man in die Lehre und schließlich muss man öffentlich initiiert werden.“ Ab diesem Moment sei der Schamane nur noch für die Menschen da, er opfere sein angstfreies Leben dem Wohl der anderen. „Dies sind Eigenschaften, welche ich bei keinem der selbsternannten Schamanen in unseren Breiten jemals auch nur annähernd beobachten konnte“, behauptet Rätsch.

In den indigenen Gesellschaften des Amazonas-Gebiets führt ein Schamane durch den bewussten Einsatz vor allem musikalischer Elemente, wie Singen, Pfeifen und Trommelschlägen durch das Heil-Ritual und strukturiert die Visionen, die zugleich eine kulturelle Bedeutung erlangen. Für Schulmediziner nach wie vor ein Rätsel, heilen die Schamanen tatsächlich viele Krankheiten ihrer Patienten, in dem sie in der „anderen Welt“ der Ursache der Malade auf den Grund gehen. Die im letzten Jahrhundert daraus entstandenen Ayahuasca-Kirchen kopierten die Technik und vermischten sie mit christlichen und afrikanischen Elementen. Es evolvierten neue Ritualformen, die nun in Europa, Japan und den USA weiter modifiziert werden.

Ursprünge und Evolutionen

In den USA, wo Religionsgemeinschaften seit jeher größeren Schutz genießen, zugleich aber eine rigide Drogenpolitik herrscht, hat man mit substanzeuphorischen Gläubigen mehr Erfahrungen. Schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erkämpfte sich die seit 1870 bestehende „Native American Church“ die Nutzung eines meskalinhaltigen Kaktus. Für sie ist – wie für Santo Daime und die UDV das Ayahuasca – der Peyote-Kaktus weniger eine Droge, als vielmehr ein Sakrament. Heute hat die Konfession um die 250.000 praktizierende Anhänger.

Der rechtliche Status von Ayahuasca ist in den USA unklar, denn die beteiligten Pflanzen sind legal, nicht aber deren Inhaltsstoff DMT. Ein Gericht in New Mexico bestätigte der UDV im November 2004 ein Recht auf Ausübung ihrer Religion(5). Die US-Drogenbehörde DEA muss nicht nur die vor vier Jahren konfiszierten 113 Liter wieder aus der Aservatenkammer holen, sie darf den Trunk zukünftig auch nicht mehr beschlagnahmen. Die Staatsanwaltschaft zeigte sich uneuphorisch, es wird wohl zu weiteren Prozessen kommen.

In Kanada ist den Mitgliedern einer Ayahuasca-Gruppe die Ausübung ihrer Religion mithilfe der Droge seit 2001 gestattet; mehr noch, die kanadischen Behörden beantragten die Ausfuhrgenehmigung des Tees beim brasilianischen Staat – was dieser ablehnte.In Brasilien und Peru(6), wo der rituelle Gebrauch ebenfalls legal ist, haben mittlerweile Zehntausende von Menschen die bittere Medizin getrunken, die größte Vereinigung Brasiliens, die 1961 gegründete UDV, zählt an die 6000 Mitglieder. UDV und die Cefluris sind eher davon überzeugt, dass Ayahuasca in die Welt getragen werden darf – wenn auch nicht muss. „Wenn das Regelwerk genau eingehalten wird, dann kann die Ayahuasca-Erfahrung für jeden Menschen hilfreich sein“, sagt Hans. Gleichwohl biete die Gruppe in Deutschland weiterhin keine Kurse an, „was nicht mit dem Verbot von Ayahuasca zusammenhängt“, wie Hans betont.

Eine Berufung auf die Religionsfreiheit dürfte vor jedem deutschen Gericht scheitern, hat diese doch ihre Grenzen. Witwenverbrennungen sind ebenso verboten wie die Opferung von Tieren – und eben auch der Konsum illegaler Drogen. Diesem wohnt aus Sicht der Juristen eine Gefahr für die ganze Bevölkerung inne, der nur dadurch begegnet werden kann, dass von vornherein verhindert werde, das Drogen zum privaten Gebrauch in die Gesellschaft gelangen.

Wissenschaftliche Untersuchungen über die langfristigen Auswirkungen des Tee-Konsum sind selten. Zehn Jahre nach dem Bericht der CONFEN examinierte eine Gruppe Wissenschaftler in den späten 90er genau 15 Mitglieder der UDV, die den Tee seit zehn Jahren rund zwei Mal monatlich tranken: Die 15 Herren erfreuten sich bester psychischer und physischer Gesundheit.(7) Allerdings fordert die UDV-Kirche von den Mitgliedern eine strenge Abstinenz von allen anderen Rauschmitteln, einschließlich Tabak.(8)

Allein der harmlosen Chemie wollte man die Gesundheit der Probanden nicht zuschreiben. Die Autoren waren sich einig, dass die Ausrichtung auf ein Ritual, das Set und Setting und die Unterstützung der Gruppe essentiell für die positiven Wirkung der Substanz ist. Fazit: Man kann Ayahuasca nicht einfach verabreichen wie ein Medikament. Das dieser Drogenmedizin inne wohnende Potential ist vernachlässigbar gegenüber dem Einfluss der sozialen Umgebung. Der Medizinpsychologe Jungaberle geht noch einen Schritt weiter: „Jede Droge entfaltetet ihre positive oder negative Wirkung primär durch das kulturelle Umfeld, in der sie konsumiert wird.“ Gleichwohl hoffen Teile der psychedelischen Gemeinde mal wieder auf ein Mittel, das Diagnose und Therapie in einem Rutsch liefert.

Was passiert, wenn die urbane Generation Ayahuasca trotz Durchfall und Erbrechen als neuen Hype und Wochenend-Trip entdeckt? Ayahuasca würde dann das gleiche Schicksal teilen wie andere Psychedelika auch, die als hoffnungsvolle Medikamente starteten und später nur noch im Untergrund gehandelt wurden. Bisher ist das nicht in Sicht, die Berichte in den entsprechenden Internet-Drogenforen weisen nicht darauf hin, das die anarchischen Liebhaber psychedelischer Erfahrungen gesammelt in die Santo Daime eintreten wollen. Der Dschungeltrip ist durch das körperliche Unwohlsein nicht besonders reizvoll und wird – wenn überhaupt – lieber in kleinen, selbstorganisierten Gruppen genossen.

Das Dilemma ist deutlich, einerseits ist die konstruktive Wirkung einer Droge ohne Ritual und Gruppenzugehörigkeit stark erschwert, andererseits sind weder die schamanistischen Strukturen noch die Riten der Ayahuasca-Kirchen, mit ihrem Mix aus brasilianischem Zauber und neochristlichen Elementen, passgenau auf westliche Verhältnisse zu übertragen. Alternativen, die sich auf Wurzeln des hiesigen Kulturkreises beziehen könnten, sind entweder unter dem Müll nationaler und nationalsozialistischer Propaganda verschüttet oder wirken durch zwei Jahrtausende Christianisierung obskur. Die mythologische Ausgrabungsarbeit steckt in den Anfängen.(9)

Die nur lockere Kopplung an Weltanschauungs-Cliquen und fromme Kollektive, verbunden mit einer Götterspeise, könnte zwar durchaus dem Zeitgeist der hiesigen individualisierten Gesellschaft entsprechen. Davor stehen aber die Wesenszüge jeder wachsenden Organisation: Wieder in der Alltags-Realität angekommen, bilden sich nämlich gerne die typischen Muster sich institutionalisierender, klerikaler Organisationen: Aus lockeren Gebrauchsmuster werden feste Ordensregeln, im Netzwerk der Gleichgesinnten entsteht eine Hierarchie, später wird die „reine Lehre“ festgelegt, Ego-Freaks mit höheren Weihen bereichern sich psychisch und materiell. Schließlich kommt es zu Abspaltungen, Aussteigern und Neugründungen. Henrik Jungaberle: „Wo man sich hauptsächlich um eine Idee oder einen Führer gruppiert, stehen immer auch die Türen zu wirren Gedankenräumen offen, zudem fühlen sich Menschen mit Unterordnungsbedürfnis angezogen.“

Grüne Träume

Seit der Mythos von der magischen Wirkung des Dschungeltrunk Ayahuasca unter den Freaks und New-Age-Jüngern die Runde macht, sieht sich das Amazonas-Gebiet einem vermehrten Ritual-Tourismus gegenüber. Wie genau sich dies auf die dort lebenden indigenen Kulturen auswirkt ist noch gar nicht abzusehen. Nach den Jesuiten kamen die Kautschukpflanzer, dann die Pharma-Konzerne auf der Jagd nach patentierbaren Urwald-Mixturen, nun die Heilssucher.

Viele der Besucher kommen nur, um Dschungel-Kino zu genießen, müssen aber nach kurzer Zeit einsehen, dass der mächtige Trunk nicht nur den Magen, sondern auch den Geist auf den Kopf stellt. Andere beteiligen sich an den angegliederten Agrar-Projekten. Für die Neo-Hippies und Hobby-Ethnologen, die fernab der westlichen Zivilisation und abseits des christlichen Glaubens ihr Seelenheil suchen, wirkt es seltsam, dass sich aus den schamanistischen Ursprüngen Religionsgemeinschaften gebildet haben, die alle eines gemeinsam haben: Sie verquicken den Gebrauch des DMT-haltigen Seelenerfrischungsgetränks mit indigenen, christlichen und afrikanischen Komponenten. Die brasilianische Gesellschaft ist reich an synkretistischen Religionen, die afro-katholischen mit indianischen Elementen mixen. Die Santo Daime entstand auf diesem Nährboden, der Erzengel Michael wird ebenso angerufen wie die Pflanzengeister.

Marienbild Auch die europäischen Ableger beten zu christlichen Heiligen, ein Umstand, der die Strafverfolgungsbehörden nicht beeindruckte. In Italien kam es im Sommer 2004 zu Durchsuchungen bei einem Santo Daime Mitglied, in Frankreich stehen momentan vier Mitglieder der Vereinigung vor Gericht – wegen des Vergehens gegen das französische Betäubungsmittelrecht drohen bis zu 12 Monaten Haft auf Bewährung.

In den Niederlanden kam es im Frühjahr 2001 zu einem Gerichtsurteil, welches von den Daime-Liebhabern als Durchbruch im europäischen Raum gefeiert wurde. Die Polizei hatte zwei Santo-Daime Mitglieder verhaftet und im konfiszierten Tee DMT gefunden. Die Ritualbrüder beriefen sich auf ihre Glaubensfreiheit, medizinische, psychologische und Religions-Experten holländischer Universitäten sagten vor Gericht aus; der Richter sprach die Angeklagten auf Grundlage der europäischen Regelungen zur Religionsfreiheit frei. Seither ist die Einnahme von Ayahuasca im Rahmen religiöser Zeremonien erlaubt.(10) Im Januar 2005 folgte nun ein französisches Gericht dieser Linie. Da zwar DMT, nicht aber Ayahuasca im französischen Betäubungsmittelgesetz steht, wurden zwei Teetrinker freigesprochen.

In Deutschland herrscht zur Zeit eine – aus Sicht Hans trügerische – Ruhe. Bei ihm fand 1999 das Bundeskriminalamt 30 Liter des psychoaktiven Sakraments, Anklage ist aber nie erhoben worden. Für Hans ein unbefriedigender Zustand, er will den Fall durch die Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte tragen. Er und einige seiner Glaubensbrüder befinden sich im Exil in den Niederlanden.

Für sie steht fest, dass der Tee zu Einsichten in persönliches Fehlverhalten und zu einer mystischen Offenbarung der Verbundenheit allen Lebens auf der Erde führt. Weiterhin würden Perspektiven für einen sinnvollen Beitrag eines Menschen zur Verbesserung der eigenen und kollektiven Lebensqualität eröffnet. Als einen kollektiven Rausch wollen die Teilnehmer ihren Gottesdienst nicht bezeichnet sehen. Ein Mitglied: „Wieviel Kontrolle über sich selbst ist dafür nötig, um bis zu 12 Stunden einen Tanzschritt auszuführen und dabei Hymnen zu singen, die unaufhörlich den Schöpfer preisen? Zwar können psychische (Bewußtwerdungs)-Prozesse und tonische Reinigungsprozesse ausgelöst werden, die aber dienen der Heilung und nicht dem Selbstzweck eines Rausches oder Kontrollverlustes.“ Tatsächlich werden die Ayahuasca-Sitzungen intern auch „trabalhos“ (Arbeiten) genannt, weil sie von ihren Teilnehmern Disziplin und einen gewissen Gleichmut angesichts der Höhen und Tiefen der psychoaktiven Gemütslage verlangen.

Seiner Gruppe ginge es nicht um einen Export von Ritualen, sondern um „eine Art spirituelle Entwicklungshilfe“, die durch kulturellen Austausch die Entwicklung zu einer weltumspannenden Familie von Menschen weiter antreibe. Durch „die unmittelbare Kommunikation mit Gott, dem höheren Selbst und der Natur“ würde, so das Mitglied, „der Entwicklung eines kollektiven Bewußseins gedient, dass sich sowohl seiner Verantwortung für den ökologischen Schutz von, sagen wir ruhig Gaia, der Mutter Erde, als auch für die geistig-spirituelle Bildung des Menschen bewusst ist.“

Das Falscheste wäre, so meint Jungaberle, die Ritualgruppen durch eine weitere Illegalisierung in den Untergrund zu drängen. „Zwar besteht auch bei so einer Gemeinschaft wie Santo Daime die Gefahr“, so Jungaberle, „dass sich rigide Strukturen und Führerkult herausbilden, aber das ist momentan überhaupt nicht zu beobachten. Es wäre hilfreicher den Dialog zu suchen“. Dies wird unter deutscher Gesellschafts- und Gesetzeslage vorerst ein frommer Wunsch bleiben, denn was für die einen ein Sakrament ist, bleibt für die anderen ein strafbewehrtes Sakrileg. Wer die göttlichen Urgründe des Seins erkunden will bleibt auf weltlich legale Praktiken angewiesen.

Der ewige Wunsch des Menschen nach geistig-spiritueller Bettung geht in bemerkenswerter Weise mit der (seit den 60er Jahren zu beobachtenden) Wiederaufnahme der Kommunikation mit der Natur und dem innersten Selbst zusammen. Protest- und spirituelle Drogenkultur gingen eine kurze Zeit Hand in Hand. Seither ahnen viele was gemeint ist, wenn von „kollektivem Bewusstsein“ die Rede ist – nur über den richtigen Weg in die bessere Welt ist man uneins. Das ausgerechnet die lange verteufelten „Drogen“ eine positive Rolle bei der Entwicklung hin zu einer neuen, ökologisch fundierten Spiritualität spielen könnten, dies ist das eigentliche Tabu, an dem nun die Ayahuasca-Religionen rütteln.

Fußnoten

(1) Umfassend, aber bisher leider nur in portugiesischer Sprache: Beatriz Caiuby Labate and Wladimyr Sena Araújo: O Uso Ritual da Ayahuasca, 2002.
(2) Name von der Redaktion geändert.
(3) Carsten Balzer: Wege zum Heil: Die Barquinha. Ein religiöses Rettungsboot auf den unruhigen Wogen des kulturellen sozialen Chaosmos amazonischer Welten, Berlin 1999.
(4) Nana Nauwald: Bärenkraft und Jaguarmedizin. Die bewusstseinsöffnenden Techniken der Schamanen, 2002. Dieselbe: Der Gesang des Jaguars. Mein Leben bei den Schamanen des Amazonas, 2003.
(5) Fall UDV v. Ashcroft, nachzulesen unter
(6) Zu den indigenen Kulturen dort siehe die Habitulationsschrift von Barbara Keifenheim: Wege der Sinne. Wahrnehmung und Kunst bei den Kashinawa-Indianern Amazoniens. Frankfurt a.M. 2000. Für Kolumbien und die dortige amazonische Ayahuasca-Kultur siehe: Michael Taussig: Shamanism, Colonialism and the Wild Man, 1987.
(7) Charles S. Grob, u.a.: Human Psychopharmacology of Hoasca. A Plant Hallucinogen Used in Ritual Context in Brazil, in: Journal of Nervous and Mental Disease, Nr. 184, 1996, S. 86-94.
(8) Eine Übersicht über das mögliche therapeutische Potential von Ayahuasca gibt Dennis J. McKenna: Clinical investigations of the therapeutic potential of ayahuasca: rationale and regulatory challenges, in: Pharmacology & Therapeutics, Volume 102, Nr. 2, Mai 2004, S. 111-129.
(9) Zur druidischen Kultur siehe Wolf-Dieter Storl: Pflanzen der Kelten. 2000.
(10) Zur Situation in den Niederlanden siehe Govert Derix: Ayahuasca, eine Kritik der psychedelischen Vernunft, 2004. Zugleich ein guter Einblick in die Arbeit der UDV.

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Cognitive Enhancement Drogenpolitik

„Hirndopende“, „Soft-Enhancende“ und „Nicht-Anwender“

Deutsche Studenten sind reserviert gegenüber dem Hirndoping – die erste vernünftige Studie zum Thema zeigt die geringe Verbreitung des Phänomens

Begriffe formen die Welt, aber so richtig wollte sich nie jemand mit dem Begriff des „cognitive enhancement“ anfreunden. Also Hirndoping. Das impliziert zwar Illegalität, aber egal, dachten sich die universitären und medialen Wortschöpfer. Die Welle der Studenten und Angestellten, die sich mit allerlei Mittelchen in den hyperkognitiven Orbit schießen, wollte allerdings nie richtig anlaufen. Aus anekdotischen Berichten (Nature-Befragung), kruden Selbsterfahrungsartikeln ((;-))) und Studien (DAK-Erhebung unter Arbeitsnehmern) konnte wenig Konkretes gezogen werden – es rappelte gleichwohl in der Pressekiste (z.B. hier).

Gut, dass es den HISBUS gibt. In diesem Online-Panel finden regelmäßig Befragung von Studenten statt und, wichtig, die Ergebnisse sind repräsentativ für alle Studierenden in Deutschland. Zwischen Dezember 2010 bis Januar 2011 nahmen knapp 8.000 Studenten an einer Befragung teil, die den Dopingleidenschaften der kommenden wirtschaftlichen und kulturellen Intelligencia auf dem Grund gehen wollte. In den Ergebnissen (in ihre Gesamtheit hier als pdf) und ihrer Interpretation finden sich gleich mehrere erhellende Elemente.

Um den freizeitorientierten Gebrauch auszuschließen, wurde in der Untersuchung die entscheidende Frage gestellt: „Welche Substanz(en) haben Sie zur eigenen geistigen Leistungssteigerung und/oder zur Beruhigung (nicht aus Genussgründen oder im Rahmen ärztlicher Verordnung) eingenommen?“

Glaubt man den Antworten, dann haben nur 5% der Befragten jemals eine psychoaktive Substanz eingenommen, um gezielt leistungsfähiger oder entspannter zu werden. Ist das viel? Ist das wenig? Angesichts der verschiedenen Mittel, die hier angegeben wurden, wohl eher wenig. Denn nicht nur die klassischen „cognitive enhancer“ wie Ritalin und Modafinil fallen unter die Autoren-Definition des Hirndoping, sondern auch Drogen wie Cannabis, MDMA, Speed und Kokain sowie Arzneimittel wie Betablocker, Schmerzmittel, Schlafmittel und Antidepressiva. Zudem beruft sich knapp die Hälfte derjenigen, die eine derartige Substanz eingenommen haben, auf den „ganz seltenen“ Gebrauch der Mittel. Am häufigsten werden leistungssteigernde Mittel zur direkten Prüfungsvorbereitung eingesetzt.

In einem mutigen Schritt entschlossen sich die Autoren der Studie, die Studenten in drei Gruppen einzuteilen: „Hirndopende“, „Soft-Enhancende“ und „Nicht-Anwender“. Die Hirndoper sind die oben genannten 5%, die Soft-Enhancenden weitere 5%, die ihre Leistungen versuchen zu optimieren, indem sie Vitaminpräparate, homöopathische und pflanzliche Substanzen sowie Koffein einnehmen.

Erhellend sind ja immer die absoluten Zahlen. Von den 7.989 Studenten, die diese Frage beantwortet haben, gaben 100 (1,3%) Personen Medikamente, 97 (1,2%) Cannabis, 77 (1,0%) Ritalin, 49 (0,6%) Betablocker und 38 (0,5%) Amphetamin an. Die größte Gruppe ist allerdings die der nachkodierten Soft-Enhancer und damit Anwender von pflanzlichen bzw. homöopathischen Mitteln: 344 Personen (4,3%) fügten ein, dass sie mit solchen Mitteln nachhelfen würden. Der eine Zeit lang als der „cognitive enhancer“ schlechthin gefeierte Wirkstoff Modafinil wurde von 17 Personen (0,2%), darunter nur eine Frau, genannt.

Schränkt man die Auswertung auf die sogenannten Hirndopenden ein, nehmen mehr als ein Drittel (35 %) von diesen Medikamente verschiedener Art ein, um sich zu fördern. Cannabis wird von fast jedem vierten Hirndopenden (23 %) zur Bewältigung studienbezogener Leistungsanforderungen konsumiert, Ritalin von 18 % .

Interessant sind die Bezugsquellen dieser substanzaffinen Gruppe. Der Großteil (43%) erhält ihr Mentaldoping nämlich vom Arzt verschrieben oder kauft es sich in der Apotheke (42%). Gewusst wie: Die ärztliche Verschreibung wird von Medizinstudenten mit 62 % signifikant häufiger als von Studierenden anderer Fachrichtungen angegeben. Nur ein Zehntel der Hirndoper bestellt eine Substanz im Internet. Der Hirndoping-Markt, wenn man ihn denn so nennen will, organisiert sich also weitgehend auf legalen oder Off-Label-Wegen über das deutsche Gesundheitssystem. Die Autoren der Studie jedenfalls gehen davon aus, dass die Studierenden beispielsweise auf Rezept Schmerzmittel oder Betablocker erhalten, diese jedoch während der Krankheit nicht vollständig verbrauchen und sie später außerhalb der Indikation für Hirndoping-Zwecke einnehmen.

Als Randbemerkung wird der relativ hohe Anteil der Hirndopenden unter den Studierenden der Veterinärmedizin und des Studienbereichs Sport und Sportwissenschaften (18% bzw. 14%) erwähnt. Es dürfte interessant zu eruieren sein, was genau die Veterinärmediziner hier so gerne einnehmen. Vielleicht sollte man die Ketaminbestände in den Institutskellern mal genauer überprüfen.

Nicht um geistige Leistungssteigerung, sondern um die Linderung von Nervosität und Lampenfieber geht es den Meisten

Nun versucht man wie üblich, den Dopern besondere Persönlichkeitseigenschaften nachzuweisen. Wenn man es genau nimmt, unterscheiden sich die Doper von ihren Komilitonen nur wenig. Obwohl sich die Autoren dazu hinreißen lassen, Hirndopern mangelnde Gewissenhaftigkeit im Studium nachweisen zu wollen. Zitat: „Viele Hirndopende haben offenbar geringer entwickelte Fähigkeiten zu planvollem und organisiertem Vorgehen, was sich auch auf das Lernverhalten im Studium auswirken dürfte. Durch die Einnahme von leistungssteigernden Mitteln versuchen sie möglicherweise, unzureichende Organisationsfähigkeit und einen eventuellen Hang zu Prokrastination zu kompensieren.“ Das ist schön formuliert, anders gesagt nehmen diese sympathischen Mitbürger das Studium einfach etwas lockerer. Im entscheidenden Moment, kurz vor der Prüfung, wird dann durchgebüffelt, wobei es einen kleinen Anteil gibt, denen Kaffee dann nicht mehr ausreicht.

Wohlgemerkt geht es den Hirndopern überwiegend ohnehin nicht um geistige Leistungssteigerung, sondern um die Linderung von Nervosität und Lampenfieber. Daher die „hohen“ Werte für Betablocker und Medikamente. Nach ihrem Grund der Einnahme befragt waren Mehrfachnennungen möglich. Fast 50% der Doper wollen sich beruhigen, nochmal ein Drittel bekämpft Schmerzen. Selbst unter den als „Hirndopern“ definierten Studenten gaben nur 35% an, das Mittel eingenommen zu haben um schlauer zu werden.

Vieles spricht also dafür, das Phänomen „Hirndoping“ in die Mottenkiste der unscharfen Begriffe einzulagern. Hier wird nicht gedopt, sondern sediert, gefeiert und optimiert. Die Übergänge zwischen studentischer Vergnügungslust, Stressabbau, Gesundheitserhaltung über Ernährung und Nahrungsergänzung sowie lernorientierenden Konsumverhalten sind fließend. Und einer Stigmatisierung von Gesellschaftsgruppen zu „Hirndopern“ will ja wohl hoffentlich niemand Vorschub leisten. Ein Trend zu „leistungssteigernden Psycho-Pillen“, wie er gerne behauptet wird, so viel hat die Untersuchung klar gemacht, ist jedenfalls für deutsche Studenten nicht zu erkennen.

Erschienen in der Telepolis unter http://www.heise.de/tp/blogs/3/151391

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Drogenpolitik Interviews Interviews

Der Medizin-Anthropologe Nicolas Langlitz über das Forschungs-Revival psychedelischer Substanzen

telepolis, 12.01.2012

Subjektiver Rausch und objektive Nüchternheit

Jörg Auf dem Hövel

Der Medizin-Anthropologe Nicolas Langlitz über das Forschungs-Revival psychedelischer Substanzen, die objektive Erkenntnis subjektiven Erlebens und kulturell beeinflusste Psychopharmakawirkung

Blickt man auf die mittlerweile 60-jährige Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung halluzinogener Drogen zurück, fallen mindestens zwei Eigenwilligkeiten auf. Zum einen ist es die bis heute hochemotional geführte Diskussion um Potential und Gefahren dieser Substanzen. Dies hängt sicherlich mit der mental aufwühlenden Kraft dieser Substanzen zusammen, die in der Lage sind, Weltbilder zu formen, einstürzen zu lassen und den Geist einen tiefen Einblick in das Gebiet der Psychose werfen zu lassen. Zum anderen ist es die unterschiedlicher Herangehensweise von europäischen und US-amerikanischen Wissenschaftler an das Phänomen.

Während die europäischen Forscher Drogen wie LSD und Psilocybin im Rahmen psycholytischer Therapien einsetzten, um das Unbewusste ihrer Patienten an die Oberfläche kommen zu lassen, sahen Forscher in den USA die Möglichkeiten viel weiter gesteckt. In Anlehnung an Aldous Huxley sollten sie die „Pforten der Wahrnehmung“ öffnen und den menschlichen Geist in die Lage versetzen, Teil eines größeren, kosmischen Bewusstseins zu werden. Psychische Transformation war aus dieser Sicht nur eine vorbereitenden Maßnahme für mentale Transzendenz. Die sich aus diesem Ansatz entwickelnde Gegenkultur der USA rüttelte damit am Gerüst der protestantisch-calvinistische Arbeitsethik, die größten Ängste evozierten die Substanzen bei denen, die sie nie genommen hatten. Es kam zum weitgehenden Verbot der Arbeit mit Halluzinogenen.

Seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt diese Forschung nun ein Revival. Organisationen wie MAPS, das Heffter Research Institut und das Universitätshospital in Zürich experimentieren wieder mit psychedelischen Drogen.

Der Medizin-Anthropologe und Historiker Nicolas Langlitz hat die Arbeit in den Laboratorien der USA und der Schweiz teilnehmend beobachtet und eine Dissertation an der Universität von Kalifornien mit dem Titel „Neuropsychedelia. The Revival of Hallucinogen Research since the Decade of the Brain“ verfasst. Langlitz lehrt zur Zeit an der New School for Social Research in New York.

Frage: Welche Faktoren waren Anfang der 90er Jahre für das Revival der Forschung mit psychedelischen Substanzen ausschlaggebend?

Nicolas Langlitz: Das Revival der Halluzinogenforschung in den 90er Jahren hatte verschiedene Gründe. Zunächst einmal war einfach Gras über die sozialen Unruhen der Sechziger gewachsen, in denen psychedelische Drogen ja eine wichtige Rolle gespielt hatten. Selbst in der damals aufkommenden Technoszene haben die klassischen Halluzinogene im Vergleich mit Ecstasy eine untergeordnete Rolle gespielt und wurden nicht länger mit einer grundsätzlichen Infragestellung der Gesellschaftsordnung assoziiert. Zugleich waren diejenigen, die 1968 noch studierten – insofern sie nicht Learys Rat gefolgt und ausgestiegen waren – inzwischen Professoren, hatten eigene Labors und konnten so selbst bestimmen, worüber geforscht werden sollte.

Die Neurowissenschaften erlebten eine nie dagewesene öffentliche Anerkennung während dieser von US-Präsident George H. W. Bush ausgerufenen „Dekade des Gehirns“, was einige der Protagonisten des Revivals, insbesondere vom Heffter Research Institute, zu nutzen wussten. Man wollte die neuronalen Grundlagen des menschlichen Bewusstseins experimentell untersuchen. Was könnte es für einen besseren Weg geben als bewusstseinsverändernde Drogen?

An einer Wiederbelebung der Halluzinogenforschung waren aber nicht nur diese Wissenschaftler interessiert, sondern auch Leute in Kalifornien, die aus der Counterculture der Sechziger hinaus- und in die boomende Cyberculture der Achtziger hineingewachsen waren. Apples gerade verstorbener Steve Jobs war nicht der einzige, der nostalgisch seiner LSD-Erlebnisse gedachte, während er ein Vermögen machte. In den 90er Jahren wurde beispielsweise ein substantieller Teil der akademischen Forschung aus dem Privatvermögen von Bob Wallace, der Nr. 5 bei Microsoft, bezahlt.

In Deutschland und der Schweiz hat aber auch eine Relegitimierung der Modellpsychoseforschung mit Halluzinogenen eine wichtige Rolle gespielt. Dieser Prozess hatte nichts mit der Geschichte der Counterculture zu tun, sondern war eher eine wissenschaftsinterne Entwicklung in der Biopsychiatrie. Das sind meiner Ansicht nach die wichtigsten Faktoren, die die gegenwärtige Renaissance der Halluzinogenforschung möglich gemacht haben.

Haben Sie einen Überblick, wie viele wissenschaftliche Projekte mit halluzinogenen beziehungsweise entaktogenen Substanzen zur Zeit weltweit laufen? Es ist interessant zu beobachten, wie vergleichsweise klein dieses Forschungsgebiet ist und zugleich hoch emotional diskutiert wird.

Nicolas Langlitz: Um wie viele Labore es sich genau handelt, lässt sich so allgemein schwer beziffern. Das kommt ganz darauf an, welche Substanzen man einbezieht. Die Zahl würde deutlich höher ausfallen, wenn man Cannabis als Halluzinogen kategorisieren oder Ketaminstudien einschließen würde. Mir würden spontan vielleicht 15-20 Arbeitsgruppen einfallen, aber gerade wenn man in den tierexperimentellen Bereich geht, sind es sicherlich deutlich mehr.

Bedenkt man, wie exponentiell die Neurowissenschaften und die Psychopharmakologie in den letzten 20 oder 30 Jahren gewachsen sind, dann hinkt die Zahl der Halluzinogen- und Entaktogenstudien relativ betrachtet vermutlich sehr hinterher. Andererseits hat es in der Zeit zwischen 1970 und 1990 fast überhaupt keine Studien am Menschen gegeben, sodass nicht so sehr die Quantität zählt, sondern der qualitative Sprung dahin gehend, dass überhaupt wieder mit diesen Substanzen gearbeitet wird. Durch ihre affektiv und politisch aufgeladene Geschichte bekommt die Forschung mit ihnen natürlich ein überproportionales Maß an medialer Aufmerksamkeit. Aber dieses Phänomen kann man auch in anderen Bereichen der Neurowissenschaften beobachten: die breitere Öffentlichkeit interessiert sich häufig für wissenschaftlich eher marginale Forschungsfelder. Denken Sie nur an die Debatte über den freien Willen. Da gibt es auch nicht viele Studien zu.

Die teilweisen spirituellen Erweckungserlebnisse, die Teilnehmer an Forschungsprojekten erfahren, scheinen sich oft in die eine oder andere Weise auf die Wissenschaftler zu übertragen.

Nicolas Langlitz: Ja, wobei die Übertragung auch anders herum stattfinden könnte. Je nachdem wie man die Studie designt, wird man mehr oder weniger mystische Erfahrungen zu sehen bekommen. Und das Studiendesign hängt wiederum unter anderem davon ab, welche Forschungsinteressen und Vorannahmen der Wissenschaftler an sein Studienobjekt heran trägt.

Man könnte natürlich auch argumentieren, dass die Bewertung der Halluzinogenerfahrungen von Forschern und Probanden deshalb konvergieren, weil beide – vor dem Hintergrund ähnlicher kultureller Deutungsmuster – dieselben Substanzen genommen haben. Wir sollten aber hinzufügen, dass bei weitem nicht alle Versuchspersonen „spirituelle Erweckungserlebnisse“ haben und ein Teil der Forscher zwar weiß, worüber die Probanden da sprechen, die Erfahrungen aber trotzdem auf Neurochemie reduziert. Wenn ich davon ausgehe, dass mir nur deshalb eine mystische Vereinigung mit Gott zuteil geworden ist, weil meine Serotoninrezeptoren verrückt gespielt haben, dann hat so ein Erlebnis natürlich nichts Erweckendes. Ich werde deshalb nicht gleich mein Leben ändern.

Tatsächlich ist es aber so, dass die Neurochemie nur ein Teil der Geschichte ist. Religiös musikalische Menschen, die einer spirituellen Praxis nachgehen, scheinen unter Psychedelika sehr viel häufiger mystische Erfahrungen zu machen als andere Probanden, insbesondere wenn sie die Drogen in einem geeigneten Setting unter entsprechender Anleitung verabreicht bekommen – wie es etwa in John Griffiths Labor an der Johns Hopkins University in jüngster Zeit der Fall gewesen ist. Den Einfluss solcher kulturellen Faktoren auf die pharmakologische Wirkung von Halluzinogenen hat man allerdings noch nicht systematisch erforscht.

Zumindest scheint es heute möglich zu sein, durch eine Auswahl von geeigneten Kandidaten und ein gutes, nicht allzu technisch-steriles Setting die Gefahren auch bei hochdosierten Halluzinogensitzungen zu minimieren. Das war beim Good-Friday-Experiment von Walter Pahnke im Jahre 1962 noch anders.

Nicolas Langlitz: Im Vergleich zu Timothy Learys Forschungen in den 60ern – und Pahnke war bekanntlich Learys Doktorand – sind die heutigen Studien in der Tat sehr viel kontrollierter. Es spricht auch nicht für Learys wissenschaftlichen Ethos, dass er die Öffentlichkeit nicht darüber informiert hat, dass einer der Probanden aus Pahnkes Experiment vorübergehend psychotisch geworden ist und aus der Kirche, in der die Versuchspersonen einem Karfreitagsgottesdienst beiwohnten, abgehauen ist. Damals war die Situation so polarisiert, dass keine Seite der anderen Material an die Hand liefern wollte, das propagandistisch ausgeschlachtet werden könnte.

Ich denke, es ist bezeichnend für das Revival der Halluzinogenforschung, dass dieser Vorfall im Good Friday-Experiment und anderes wissenschaftliches Fehlverhalten auf Learys Seite von einem der wichtigsten Aktivisten, Rick Doblin, aufgedeckt wurde. Natürlich war das auch ein strategischer Zug, Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, indem man sich von der Counterculture distanziert. Aber es spricht auch für ein nüchterneres Verhältnis zu diesen Substanzen, wenn man auch die Risiken bedenkt und ihnen vorzubeugen sucht. Diese neue Nüchternheit hat auch dazu beigetragen, dass – zumindest in Franz Vollenweiders Labor in Zürich, wo ich ein halbes Jahr lang zur Feldforschung war – im Laufe von 20 Jahren Hunderte von Probanden Halluzinogene verabreicht bekommen haben, ohne dass es je zu Zwischenfällen wie beim Good-Friday-Experiment gekommen wäre.

Ein Grundproblem der Forschung mit Probanden scheint noch immer die Diskrepanz zwischen deren subjektivem Erleben und den objektiven Messungen zu sein. Worüber genau macht man sich da eigentlich solches Kopfzerbrechen?

Nicolas Langlitz: Die Vision, die den philosophisch relevanten Teil des Neuroimaging – im Gegensatz etwa zu einer Bildgebung, die darauf abzielt, einen Hirntumor zu lokalisieren – antreibt, ist, statt eines introspektiven einen objektiven Zugang zum Geist zu erlangen – sozusagen dem Anderen beim Denken tatsächlich zusehen zu können. Dabei gibt es zwei Wege.

Zum einen kann man Versuchspersonen bestimmte messbare Leistungen erbringen lassen und diese mit den neurophysiologischen Messungen des Hirnstoffwechsels korrelieren. Testet man zum Beispiel die Wirkung eines Halluzinogens oder irgendeines anderen Psychopharmakons auf das Kurzzeitgedächtnis, dann fragt man den Probanden nicht, ob er meint, sich nun besser oder schlechter erinnern zu können, sondern schaut, wie gut er tatsächlich Informationen kurzzeitig abspeichern und wieder aufrufen kann. In diesem Fall können sowohl die mentale Funktion als auch ihr neuronales Pendant objektiviert werden.

Und der zweite Weg?

Nicolas Langlitz: Auf der anderen Seite stehen Versuchsdesigns, bei denen man den Probanden fragen muss, wie er eine experimentelle Situation erfährt. Ob jemand halluziniert, eine ekstatische Entgrenzung seiner selbst oder Angst erlebt, lässt sich objektiv nur schwer beurteilen. In diesen Fällen bitten die Forscher um eine introspektive Bewertung des Erlebens – und zwar anhand quantifizierbarer Skalen. Dieses Zahlenmaterial kann dann mathematisch mit den Messungen des Hirnstoffwechsels in Bezug gesetzt werden. Nur wenn man weiß, was jemand erlebt hat, lässt sich eine stärkere oder schwächere Aktivierung bestimmter Hirnregionen als Korrelat dieses Erlebens behaupten. Das heißt: auch wenn am Ende ein scheinbar objektives Hirnbild steht, so lebt die Subjektivität des Probanden darin doch fort, denn ohne dessen Angaben könnte man gar nicht sagen, was für einen mentalen Prozess oder Zustand das Bild eigentlich repräsentieren soll.

Liegt es nicht in der Natur der Sache, dass sich subjektives Erleben nie vollkommen auf objektive Daten reduzieren lässt?

Nicolas Langlitz: Darüber kann man verschiedener Meinung sein. Der finnische Philosoph und Neurowissenschaftler Antti Revonsuo hat ein Gedankenexperiment beschrieben, das er in stark vereinfachter Weise nun im Labor umzusetzen versucht. Demzufolge wäre eine solche Reduktion möglich. Er sagt: wenn man die Technik hätte, um die Hirnaktivität bis in den letzten Winkel ganz genau aufzuzeichnen, dann müsste es auch möglich sein, das Erlebte zu rekonstruieren – und zwar in Form einer Virtual-Reality-Simulation, die anderen Menschen ermöglichen würde, die Erfahrungen des Probanden nachzuerleben. Dann würden Subjektivität und Objektivität in eins fallen.

In Hegels Worten könnte man auch von einer Aufhebung sprechen, denn die Überwindung des Unterschieds würde auch zu einer Auflösung der unterschiedenen Konzepte selbst führen. Subjektivität ist ja durch radikale Privatheit und das Unvermögen, den Zustand einem anderen zu kommunizieren, definiert. Insofern stimmt es natürlich, dass subjektives Erleben sich schon per definitionem nie auf objektive Daten reduzieren lässt – es sei denn, es hört auf subjektiv zu sein, weil so eine Virtual-Reality-Simulation es intersubjektiv vermittelbar machen würde. Aber bislang ist das ein reines Gedankenexperiment. In der Praxis verzweifelt Revonsuo in seinem Schlaflabor schon darüber, auch nur festzustellen, ob ein Schläfer gerade träumt – also in einem bewussten Zustand ist – oder nicht. Von den Inhalten des Bewusstseins, also dem Traum selbst, ist da noch gar keine Rede. Ob es nun also in der Natur der Sache liegt oder nicht, bislang führt die Subjektivität ein höchst lebendiges Schattendasein in den Neurowissenschaften.

Placebo-Effekte werden mitunter als eine Form subjektiven Erlebens dargestellt. Welchen Beitrag kann die Forschung mit Halluzinogenen in diesem Zusammenhang in Bezug auf die placebo-kontrollierte Arzneimittelforschung leisten?

Nicolas Langlitz: Neben dieser Perspektive, die davon ausgeht, dass es sich um bloß eingebildete Effekte handelt, die sich objektiv nicht untermauern lassen, stehen zwei andere Konzeptionen. Die eine sieht darin ein reales und spezifisches biologisches Phänomen. Denn beispielsweise lassen sich als Schmerzmittel verabreichte Placebos durch Gabe des Opioid-Antagonisten Naloxon unwirksam machen. Die andere betrachtet den Placebo-Effekt als eine unspezifische Störvariable, die man durch placebo-kontrollierten Studien eliminieren muss. Letzteres ist seit den sechziger Jahren der methodologische Goldstandard der pharmakologischen Forschung.

Meiner Ansicht nach stellt die Arbeit mit Halluzinogenen jedoch einen interessanten Grenzfall dar, der dieses Paradigma infrage stellt. Wer schon einmal die Wirkung von psychedelischen Drogen am eigenen Leib erfahren hat, wird sicher nicht auf die Idee kommen, er hätte eine Zuckerpille genommen. Und doch kann deren Wirkung – nicht nur im Sinne der subjektiven Erfahrung, sondern auch was die physiologischen Korrelate dieses Erlebens angeht – ganz unterschiedlich sein, je nachdem in welchem psychischen Zustand sich der Konsument befindet und in welcher Umgebung die Substanz genommen wird. Das bedeutet, wenn ich ein Halluzinogen in dem einen Kontext gegenüber Placebo teste und das Ergebnis einer solchen Studie mit dem Ergebnis einer zweiten Studie vergleiche, in der dieselbe Substanz in einem anderen Kontext gegenüber Placebo getestet wurde, so könnte man denken, dass es sich um zwei ganz verschiedene Psychopharmaka gehandelt haben muss.

So hat man bei mit LSD behandelten Ratten zeigen können, dass diese in einer ihnen vertrauten Umgebung so aktiv sind wie sonst auch, ihr Umfeld zum Teil sogar noch munterer erkunden, während sie in einem neuen Umfeld ängstlicher als normal an der Wand kauern. Mit anderen Worten: die Effekte von Halluzinogenen – und möglicherweise auch von anderen Psychopharmaka, man denke etwa an Alkohol, sind umgebungsabhängig. Von placebo-kontrollierten Studien wird das aber systematisch verschleiert. Deshalb wäre es sinnvoll, einen alten Vorschlag des Anthropologen Anthony Wallace wieder aufzunehmen und placebo-kontrollierte Studien durch so genannte kultur- und situationskontrollierte Studien zu ergänzen. Aber dem stehen wohl zu viele Interessen entgegen.

Ist das Einbeziehen der diversen kulturellen und situationsabhängigen Parameter in placebokontrollierten Studien praktisch überhaupt möglich?

Nicolas Langlitz: Nein, nicht innerhalb von placebo-kontrollierten Studien: Entweder man vergleicht Placebo mit Verum und versucht, dabei alle anderen Bedingungen konstant zu halten, oder man hält das Psychopharmakon konstant und vergleicht zwei Kultur- oder Situationsbedingungen miteinander. Beides zusammen geht nicht, kontrollierte Experimente können immer nur auf einen Faktor schauen.

Inwiefern die Untersuchung kultureller und situationsabhängiger Parameter aber überhaupt möglich ist, kommt wohl darauf an, in welcher Form man diese einbezieht. Wallaces Strategie war, den Einfluss eines möglichst isolierten Kultur- oder Situationsfaktors auf die pharmakologische Wirkung einer Substanz zu untersuchen, indem man lediglich diesen einen Faktor experimentell variiert und dann die beiden Bedingungen miteinander vergleicht. Das ist aber nur dann Erfolg versprechend, wenn solche Faktoren sich überhaupt auseinander dividieren lassen und wenn der untersuchte Faktor alleine stark genug ist, um sichtbar zu werden.

In Tierexperimenten war das zum Beispiel der Fall, als man Ratten Kokain angeboten hat – auf der einen Seite alleine eingesperrten Tieren, auf der anderen Seite in Gruppen lebenden. Das Suchtpotenzial der Droge war bei den sozial nicht deprivierten Ratten deutlich geringer als bei den zu Einzelhaft verdammten. Aber ich würde vermuten, dass in menschlichen und anderen tierischen Lebenswelten eine Vielzahl für sich genommen relativ schwacher nichtpharmakologischer Faktoren zu starken Vektoren aufaddiert werden, ohne dass man dieses Geschehen im Labor kontrollieren könnte.

In der Gefängnispsychologie wird ja gerade mit pink angemalten Räumen experimentiert.

Nicolas Langlitz: Dabei entgeht einem, dass Erleben und Verhalten des Probanden auch von einem Streit mit der Freundin, sexueller Attraktion gegenüber der Versuchsleiterin oder – im Falle psychopharmakologischer Forschung – den kulturellen Vorannahmen über die verabreichte Substanz beeinflusst wird, die vielleicht alle miteinander interagieren. Ich denke, es gibt gute wissenschaftsphilosophische Gründe zu glauben, dass das Leben, und zwar nicht nur im mittlerweile etwas antiquierten Sinne der Lebensphilosophie, sondern auch in dem der life sciences, einfach zu komplex ist, um alleine durch Laborexperimente verstanden werden zu können. Sowohl placebo- als auch kultur- und situationskontrollierte Studien sind meiner Ansicht nach wichtig, aber für sich genommen nicht ausreichend. Die Psychopharmakologie müsste zumindest in Teilen eine field science wie die Kulturanthropologie und die Verhaltensbiologie werden.

Denken Sie, dass die im letzten Jahrzehnt sehr deutlich gewordenen Probleme der Arzneimittelforschung, wirklich neue Psychopharmaka zu entwickeln, damit zusammenhängen?

Nicolas Langlitz: Nein, die Krise in der Entwicklung neuer Psychopharmaka hat wohl andere Ursachen. Wenn man sich nicht auf das letzte Jahrzehnt beschränkt, dann dürfte die zunehmende Regulierung der Arzneimittelforschung viel damit zu tun haben. Wobei ich gar nicht sagen will, dass das schlecht ist: schließlich werden so ja die Interessen von Versuchspersonen und an Studien teilnehmenden Patienten geschützt. Die wilden Experimente der fünfziger Jahre haben uns nicht zuletzt den Contergan-Skandal beschert. Aber man lernt natürlich sehr viel mehr, wenn man früh mit Humanexperimenten beginnt – was, nebenbei bemerkt, auch im Interesse der Versuchstiere wäre.

Über die Schwierigkeiten, auf neue Psychopharmaka aufmerksam zu werden, wenn alle initialen Hinweise auf deren Wirksamkeit aus Tiermodellen stammen, gehe ich, anhand eines Modells, bei dem mit Nagetieren im Halluzinogenrausch nach neuen Antipsychotika gesucht wird, ausführlich in meinem nächsten Buch ein. Die zunehmende Regulierung hat auch dazu geführt, dass der wissenschaftliche Selbstversuch weitgehend aus der Psychopharmakologie verdrängt wurde.

Während das Innovationspotenzial der Pharmaindustrie in Sachen Psychopharmakologie in den letzten dreißig Jahren immer weiter nachgelassen hat, konnte ein Untergrund-Forscher wie Alexander Shulgin über 200 neue Psychedelica entwickeln, indem er jede einzelne Substanz – sehr vorsichtig und sehr kontrolliert – an sich selbst testete. Es wäre zumindest eine interessante Arbeitshypothese für einen Pharmakologiehistoriker, die Krise der Medikamentenentwicklung mit dem Niedergang des Selbstexperiments in Beziehung zu setzen.

Vielleicht beginnt die Psychopharmakologie aber auch ganz grundsätzlich, an ihre Grenzen zu stoßen?

Nicolas Langlitz: Ja, vielleicht. Jede Pille, die man schluckt, affiziert eine Vielzahl von Rezeptorsystemen, nicht nur im Gehirn, sondern im ganzen Körper: neuro-anatomisch betrachtet ein Schrotschuss. Manche dieser Systeme arbeiten in entgegengesetzte Richtungen. Verbessert ein cognitive enhancer zum Beispiel das Kurzzeitgedächtnis ein wenig, verschlechtert sich zugleich das Langzeitgedächtnis. Deshalb lassen sich Nebenwirkungen so schwer vermeiden.

In jüngster Zeit mehren sich außerdem die Hinweise, dass viele der langfristig einzunehmenden Psychopharmaka – inklusive Antidepressiva und Antipsychotika – Abhängigkeiten erzeugen und den Zustand der Patienten zwar kurzfristig verbessern, langfristig aber zu einer Chronifizierung beitragen. Vielleicht sind wir einfach dabei, auf neurobiologische Grenzen zu stoßen, die sich mit den Mitteln der Psychopharmakologie nicht überwinden lassen – egal wie viele Milliarden man in Forschung und Entwicklung steckt. Aber vielleicht bin ich auf diesem Gebiet auch nur ein geschichtsphilosophischer Pessimist. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn die Wissenschaftsgeschichte mich Lügen strafen würde.

 

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Drogenpolitik Interviews Interviews

Interview with Michael A. Rinella about Plato and the Pharmakon

telepolis, 28.04.2010

„It is a contest between philosophy and its rivals
to speak with the power of truth.“

Interview with Michael A. Rinella about Plato, drug culture, ecstasy
and philosophy in ancient greece

Platon
Platon

Dr. Rinella, what significance, what weight did the Greeks of the Classical Period attach to intoxication?

Let us consider the question of significance or awareness first. It surprises me that there are many analysts who believe that intoxication was not a condition subjected to a constant, regular, and on-going ethical inquiry in ancient Greece, simply because ancient thought lacked, to give one example, something like our contemporary theory of addiction. In other words they argue that the ancient Greeks had no “drug problem” and were in a sense oblivious about drugs. Well of course that is true if by “drug problem” you are thinking of the specific set of responses to recreational drug use in play since roughly the beginning of the Industrial Revolution. But if you consider Greek thought on intoxication in its own terms you’ll find a discourse as rich and complex as the ancient discussion of food and sex.

And the emphasis?

The question of weight or emphasis is equally important. In contemporary market economies non-productive drug use has been problematized as a disease condition to be subjected to a juridical intervention by a criminal justice system, a medico-therapeutic intervention by a drug-abuse system, or both because these systems tend to operate in loose conjunction or alliance with one another (each having a normalizing role within late-capitalist society). In ancient Greece intoxication was problematized largely on aesthetic grounds. At least until Plato, who was considerably more sophisticated than his peers in terms of understanding human psychology.

What were the parameters of an aesthetic appraisal of intoxication? And what did Plato change?

The central idea within the symposia of the elite was to drink well, and wisely. And by “drink well” they meant becoming intoxicated. If you met this goal your peers considered you properly aristocratic, refined, and a truly attractive human being. The ancient Greek poets speak of this constantly. To allow the mind to be completely unseated by a substance such as wine was considered boorish, ugly, and unattractive for several reasons. On the one hand it was considered unmanly; it made the warrior emotional and feminine. On another it led to hubristic behavior, something that was, in a culture heavily based on honor and shame rather than responsibility and guilt, about as taboo as you could get. The ugly side of intoxication was seen as a primary cause of discord in the social body politic, what the Greeks called stasis. In the politically charged atmosphere following the end of the Peloponnesian War and the trial and execution of Socrates Plato comes along and introduces a new way to think about social discord. For instance in the Republic he uses the term stasiazonta, or “stasis within” and this allows him to begin to question the value of intoxicated states from a new perspective.

Was the most common choice of intoxication at that time, wine, comparable with our wine today?

No, it really wasn’t, and this is a continuing source of misunderstanding. Ancient wine was frequently combined with other substances, including what we would today call “recreational drugs.” The surviving textual record offers ample proof of this but, as classicist Carl A. P. Ruck and a handful of others discovered, purely textual evidence was easy to dismiss or, worse, simply ignore. Now, however, the latest techniques of archeological analysis have confirmed the presence of other intoxicants in Greek wine, to the point it is simply incontrovertible. I’m thinking specifically of anthropologist Patrick E. McGovern’s works, like Ancient Wine.

On which occasions and how often were which people drinking wine?

The occasions were many. Drinking might be done in public, or private, in a religious context, or a recreational context. And the ethics of consumption would have varied depending on the situation. For example the festival of the new wine, the Anthesteria, would have been a public and religious setting for drinking, while the wine drinking and sacrifices that took place before the theatrical performances, the City Dionysia, would have been primarily public and recreational, though of course the high priest of Dionysus was seated in the front row during performances. The drinking party of the wealthy during the Classical era may be thought of as private and recreational drinking, but at the same time the ritual libation s of wine that commenced this drinking in private were themselves religious in character. The question how often or how deeply people were drinking wine is difficult to assess over the gulf of time but I suspect it was on an order different than we are accustomed too. In Plato’s Laws, for example, the Spartan Megillus mentions having seen the entire city of Tarentum drunk during the Dionysia.

And Plato’s new perspective on intoxicated states led to a new view on ecstasy as well?

Closer to the reverse. Many of Plato’s dialogues dissect claims to knowledge and authority that are based on non-rational methods, and this leads him to new insights on the value of both intoxication and ecstasy. The ancient Greeks had a saying that translates to, approximately, “truth comes from wine and children,” and this view was extolled by many poets – whose cultural authority was great – and Plato’s contemporaries in the Athenian upper class. If the project of philosophy was to know the truth through rigorous intellectual training that led to contemplation of the eternal forms, as it was for Plato, you can see how an ecstasy-based path to wisdom was going to be a problem. It is a contest between philosophy and its rivals to speak with the power of truth.

So Plato sees no place for ecstasy in the civil society?

I would distinguish between his views of civil society and the politics. On the one hand Plato is careful not to tread too heavily on ground ordinarily reserved for religion, such the cult of Dionysus or the Eleusinian Mysteries. An accusation of impiety was something you avoided if you had any sense. On the other hand he is quite hostile to social intoxication and wants to cordon that off from as many people as possible. In the political realm he sees, at most, a place for the use of dialectic to perceive, almost like a religious revelation, the eternal and unchanging forms. At the same time he appears quite pessimistic about more than a handful of individuals ever reaching such a stage of enlightenment. All in all, he has very little use for ecstasy. He may borrow some of the linguistic trappings of, for example, religious ecstasy but in the end ecstasy winds up being replaced by philosophy.

Is it correct to say that Plato’s ideas about intoxication constitute the ground for the western „drug politics“ today?

In a certain sense, yes. Michel Foucault correctly identifies Plato’s dialogues as the soil, the leaven, the climate and the environment from which a number of spiritual and intellectual movements will germinate, rise, and grow over the next two millennia. Plato’s general distrust of, and hostility toward, the pharmakon, the drug, reappears in many ancient texts. Dio Chrysosotom and Clement of Alexandria, for example. Look at Immanuel Kant’s Metaphysics of Morals. Like Plato, he allows for moderate use of wine to promote friendly conversation, but for the drugs that produce what he calls “dream euphoria” there is zero tolerance. The individuals who use these drugs are, Kant writes, less than beasts, and may be denied treatment as human beings. And Kant’s influence on moral philosophy over the last two hundred years is undeniable. If you look at the arguments against “drug abuse” in early twentieth-century publications, like the American Journal of Mental Hygiene, the perspective on drug use is distinctly Kantian.

What are the disadvantages of this perspective on drug use?

The perspective is questionable for two reasons. First, it fails to see that the arguments it advances are historically situated. Said another way, during the Industrial Revolution a set of strategies arose to address the question of ecstasy and identity – including recreational drug use – that were unique to that time period. The response to the question of recreational drug use will be as different in the post-industrial age as our present policies are from the pre-industrial age. To give a very simple example, what would be the purpose of “driving while intoxicated” laws if your vehicle is intelligent enough to drive itself? Given the growth of artificial intelligence, this could happen within a century. Second, these discourses of “drug abuse” can hide behind the veneer of “science” but at their core they are rhetorical, polemics. They do not engage in dialogue, they speak in monologues, encase themselves in privileges they alone possess and will never agree to critically examine. The recreational drug user is denied as a subject having the right to speak. He or she is reduced to a data point in a problem of epidemiology. You do not have a dialogue with an epidemic. It is a threat, an enemy, against whom any action is just and capable of being justified.

Is there a need for re-integrating ecstasy into our culture?

There is. First, because there is some evidence suggesting that taking a “break from identity” is not a disease condition to be subjected to criminal or medico-therapeutic “intervention,” it is actually common in the natural world, and ought to be something we view as both rational and healthy. Second, because the consequences of drug prohibition are both too costly in a monetary sense and too odious in a democratic and human rights sense to tolerate any longer.

Why should we use chemical intoxication instead of other forms of reaching ecstasy?

If marijuana products were legalized, for example, I really don’t think you would see them replacing “the runner’s high,” or organized religion, or artistic creation. People will still enjoy running a marathon for its own sake, attending religious rites for spiritual consolation, and the thrill of performing music and the rush of dancing. The techniques or paths for reaching ecstasy should not be seen as mutually exclusive, but rather complimentary. Seen this way, recreational intoxication is simply a single facet of a very ordinary, common, and natural human behavior.

 

About the Author

Michael A. Rinella is instructor of political theory at Empire State College in New York, and former senior editor at the State University of New York Press. In his forthcoming book Pharmakon: Plato, Drug Culture, and Identity in Ancient Athens (Lexington Books) he examines emerging concern s for controlling state s of ecstasy in ancient Greece, focusing on the dialogues of Plato.

 

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Drogenpolitik Historische Texte Interviews Interviews Psychoaktive Substanzen

Interview mit Michael A. Rinella über Plato, das Symposion und die philosophischen Ursprünge moderner Drogenpolitik

telepolis, 28.04.2010

„Für einen auf Ekstase beruhenden Pfad zur Weisheit war kein Platz mehr“

Interview mit Michael A. Rinella über Ekstase und Philosophie im Altertum und Plato als Ahnherrn der Drogenpolitik

Platon

 

Der us-amerikanische Autor Michael A. Rinella hat eine detailreiche Studie über die Ethik des Rausches in der griechische Philosophie und Gesellschaft veröffentlicht. Er beschreibt dabei den Sieg der Rationalität über die Ekstase während der klassische Periode zwischen 500 und 336 v. Chr. anhand von Material aus poetischer Literatur, medizinischen Dokumenten und Gesetzestexten, vor allem aber den Dialogen von Plato (427 – 347 v. Chr.). Im Interview mit der Telepolis spricht Rinella über angereicherten Wein, gepflegte Saufgelage und die Auswirkungen der griechischen Philosophie auf die heutige Beurteilung ekstatischer Zustände.

Dr. Rinella, welche Bedeutung, welches Gewicht, maßen die Griechen der klassischen Periode dem Alkohol- und Drogenrausch bei?

Lassen Sie uns zunächst die Frage der Bedeutung betrachten. Es hat mich überrascht, dass viele Wissenschaftler/Analysten glauben, dass der Rausch kein Gegenstand regelmäßiger und geordneter ethischer Diskussionen war, nur weil das damalige Denken keine Theorie der Sucht kannte. Es wird teilweise argumentiert, dass die Griechen kein „Drogenproblem“ und in gewisser Weise keine bewusste Einstellung gegenüber Drogen hatten. Nun, das stimmt natürlich nur, wenn man in den Kategorien spezifischer Reaktionen auf freizeit- und genussorientierten Drogenkonsum denkt, die aber erst seit der industriellen Revolution etabliert sind. Analysiert man das griechische Denken allerdings in seinen originären Ausdrücken, so findet sich ein reicher Diskurs, der ähnlich komplex ist wie die antike Diskussion über Ernährung und Sex.

Und die Gewichtung?

Die ist genauso bedeutend. In der zeitgenössischen Marktwirtschaft wird nicht-produktiver Drogenkonsum als Krankheit problematisiert und ist Ziel juristischer Interventionen durch das Rechtssystem und medizinisch-therapeutischer Interventionen durch das Suchthilfesystem. Oder die beiden intervenieren gemeinsam, nicht zuletzt, weil sie beide eine Normalisierungsfunktion in der spätkapitalistischen Gesellschaft haben. Im antiken Griechenland wurde der substanzgebundene Rausch in erster Linie als ästhetisches Problem behandelt. Zumindest bis Plato, der die menschliche Psyche wesentlich besser durchschaute.

Was waren denn die Parameter, um den Rausch unter ästhetischen Gesichtspunkten zu betrachten? Und was hat Plato geändert?

Die zentrale Idee der Elite war es, im Rahmen der Symposien gebührend und weise zu trinken. Und mit „gebührend“ meinte man damals, sich einen Rausch anzutrinken. Erreichte man dies galt man unter seinesgleichen als aristokratisch, anständig und als ansprechendes menschliches Wesen. Die antiken Poeten sprechen ständig davon. Sich allerdings völlig von einer Substanz wie Wein davontragen zu lassen galt als flegelhaft, hässlich und unattraktiv. Und zwar aus folgenden Gründen: Auf der einen Seite galt es als unmännlich, es drohte den Krieger weichlich und weibisch zu machen. Auf der anderen Seite führte es zu anmaßendem Verhalten, zur Hybris, etwas, das in einer Kultur, die extrem auf Ehre und Schande und weniger auf Verantwortung und Schuld beruhte, als absolutes Tabu galt. Die hässliche Seite des Rausches wurde darin gesehen, der primäre Grund für Zerwürfnisse in der sozialen Gemeinschaft zu sein, die die Griechen als „stasis” ansahen. In der politisch aufgeladenen Atmosphäre nach dem Ende des peloponnesisches Krieges und dem Prozess und der Exekution von Sokrates führte Plato ein neues Denken über die Gründe für Zerwürfnisse und soziale Uneinigkeit ein. Beispielsweise nutzt er in seiner Schrift „Der Staat“ den Begriff „stasiazonta“ oder „im Rahmen der stasis“. Dies erlaubt es ihm, die Fragen nach dem Wert des Rausches neu zu stellen.

War denn das verbreiteste Rauschmittel der damaligen Zeit, der Wein, überhaupt mit unserem Wein vergleichbar?

Nein, überhaupt nicht, und das ist eine Quelle fortwährender Missverständnisse. Antiker Wein war häufig mit anderen Substanzen versetzt, eingeschlossen dem, was wir heute Freizeit- beziehungsweise Partydrogen nennen würden. Die überlieferten Aufzeichnungen geben ausreichend Zeugnis davon. Wie Carl A. P. Ruck und Andere entdeckten wurden diese Aufzeichnungen aber übersehen oder gar ignoriert. Mit den neuesten archeologischen Analysetechniken konnte mittlerweile die Existenz von anderen, psychoaktiven Substanzen im griechischen Wein nachgewiesen werden, so das dies heute unbestreitbar ist. Ich denke da speziell an die Werke des Anthropologen Patrick E. McGovern, wie beispielsweise „Ancient Wine“ (http://press.princeton.edu/titles/7591.html).

Zu welchen Gelegenheiten und wie oft tranken die Menschen Wein?

Viele Gelegenheiten wurden genutzt. Getrunken wurde in der Öffentlichkeit oder privat, in religiösen Kontext oder um sich zu erholen. Die begleitenden ethischen Regeln für den Konsum variierten mit der Situation. Beispielsweise war das Festival für den neuen Wein, das Anthesteria, ein öffentliches und religiöses Setting für das Trinken. Der Weinkonsum und die Opferriten vor den Theraterauführungen der städtischen Dionysien waren eher öffentlich und freizeitorientiert. Obwohl hier der Hohepriester von Dionysos in der ersten Reihe saß. Die Trinkgelage der Wohlhabenden während der klassischen Ära waren eher privat und erhohlungsorientiert, obwohl die dabei praktizierten [http://de.wikipedia.org/wiki/Trankopfer Trankopfer] einen religiösen Charakter hatten. Die Frage wie oft und wie stark die Menschen Wein tranken ist nach so langer Zeit schwer zu beantworten. Ich vermute aber, dass es anders ablief, als wir uns vorstellen. In Platos „Nomoi“ erwähnt der Spartaner Megillus beispielsweise, er habe die gesamte Einwohnerschaft von Tarentum während der Dionysien betrunken erlebt.

Führten Platos neue Ansichten zum Rausch zu einer neuen Sicht auf die Legitimität der Ekstase?

Sie wurden nahezu ins Gegenteil verkehrt. Viele von Platos Dialogen analysieren die hergebrachten, nicht-rationalen Methoden zur Wissens- und Autoritätserlangung. Das führte ihn zu neuen Einsichten bezüglich des Wertes von Rausch und Ekstase. Die antiken Griechen hatten ein Sprichwort das ungefährt lautete: „Im Wein und den Kindern liegt die Wahrheit“. Diese Sicht wurde von vielen Poeten hoch gehalten und gelobt, und deren kulturelle Autorität war groß, ebenso wie die von Platos Zeitgenossen aus der Oberschicht von Athen. Das Projekt der Philosophie war für Plato die Wahrheitsfindung durch rigorose intellektuelle Anstrengung, die zu Einsichten in das ewig Seiende führt. Für einen auf Ekstase, also auf dem Aus-sich-Heraustreten, beruhenden Pfad zur Weisheit war da kein Platz mehr. Es ist ein Wettbewerb zwischen der Philosophie und ihren Rivalen um die Vorherrschaft über den richtigen Weg zur Wahrheit.

Also sah Plato keinen Platz für die Ekstase in der zivilen Gesellschaft?

Da würde ich zwischen seiner Sicht auf die zivile Gesellschaft und die Politik unterscheiden. Auf der einen Seite ist Plato bedacht darauf nicht in den Gefilden zu wildern, die der Religion vorbehalten sind, so wie der Dionysos-Kult oder die Eleusinischen Mysterien. Den Vorwurf der Pietätlosigkeit wollte er vermeiden. Auf der anderen Seite steht er Rauschmitteln und Rausch recht skeptisch gegenüber und möchte diesen von so vielen Menschen wie möglich fern halten. In der politischen Sphäre sieht er zwar die Chance durch Dialektik, quasi wie eine religiöse Offenbarung, das ewig Seiende zu erkennen. Zugleich ist er skeptisch, das mehr als eine Handvoll von Auserwählten diese Stufe der Erleuchtung erreichen. Insgesamt sieht er wenig Nutzen für Ekstase, am Ende wird sie durch die Philosophie ersetzt.

Kann man behaupten, dass Platos Ansätze den Rausch zu domestizieren, die Grundlage für die westliche Drogenpolitik bilden?

Unbedingt, ja. Michael Foucault identifiziert Platos Dialoge korrekterweise als das Erdreich, das Treibmittel, das Klima und das Milieu, in dem eine Anzahl von spirituellen und intellektuellen Bewegungen keimten, wuchsen und über die nächsten zwei Jahrtausende gedeihten. Platos generelles Misstrauen und seine Ablehnung gegenüber dem Pharmakon, der Droge, erscheint in vielen historischen Texten wieder, so zum Beispiel bei Dion Chrysostomos und Clemens von Alexandria. Oder schauen Sie auf Immanuel Kants Metaphysik der Sitten. Wie Plato lässt er moderaten Weinkonsum zum Fördern gepfleger Konversation zu, aber für Rauschmittel, die das evozieren, was er „geträumtes Wohlbefinden“ nennt, hat er keine Toleranz. Die Individuen, die diese Drogen benutzen, schreibt Kant, sind weniger wert als Tiere, ihnen könnte die Anerkennung als Menschen aberkannt werden. Nun, Kants Einfluss auf die Moralphilosophie der letzten zwei Jahrhunderte ist unbestritten. Schaut man auf die Argumente gegen „Drogenmissbrauch“ in den Publikationen des frühen 20. Jahrhunderts, wie dem „American Journal of Mental Hygiene“, fällt die Übereinstimmung mit den Ansichten von Kant ins Auge.

Was sind die Nachteile dieser Sicht auf den Drogengebrauch?

Diese Sicht ist aus zwei Gründen fragwürdig. Erstens übersieht sie die historische Bedingtheit der Argumentation. Mit anderen Worten: Während der industriellen Revolution kamen Strategien zur Beantwortung der Fragen nach Ekstase und Identität auf, auch in Zusammenhang mit freizeitorientierten Konsum, die zur damaligen Zeit passten. Die Antwort auf die Fragen zu freizeitorientiertem Drogengebrauch werden in der post-industriellen Ära anders zu beantworten sein. Unsere heutige Drogenpolitik stammt allerdings noch aus der prä-industriellen Zeit. Um ein einfaches Beispiel zu geben: Wie wäre der Inhalt von Gesetzen zu „Fahren unter Drogeneinfluss“, wenn das Auto intellgent genug ist sich selbst sicher zu steuern? Durch die Fortschritte der KI ist das noch in diesem Jahrhundert möglich. Zweitens verstecken sich die Diskurse um „Drogenmissbrauch“ hinter wissenschaftlicher Fassade, in ihrem Kern sind sie aber phrasenhaft und polemisch. Sie agieren nicht im Dialog, sondern im Monolog, sie kapseln sich in Privilegien ein, deren Grundlagen sie nie kritisch hinterfragen lassen. Dem Drogenkonsumenten wird dabei das Recht aberkannt, für sich zu sprechen. Er oder sie wird zu einem Datensatz in der epidemiologischen Problemanalyse reduziert. Aber Mit einem Seuchenherd kann man keinen Dialog führen. Er ist eine Gefahr, ein Gegner, gegen den jede Maßnahme gerechtfertigt ist.

Gibt es Bedarf, die Ekstase in die Kultur zu reintegrieren?

Ja. Zum einen, weil es durchaus Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Wunsch, eine kurzzeitige Pause von der persönlichen Identität zu nehmen, keine Krankheit ist, die durch eine juristische oder therapeutische Intervention behandelt werden muss. Es ist vielmehr gebräuchlich in der Natur und sollte von uns als etwas angesehen werden, das vernünftig und gesund ist. Zweitens sind die Konsequenzen des Drogenverbots kostspielig, sowohl in monetärer als auch in humanitärer und demokratischer Hinsicht.

Warum sollte man psychoaktive Substanzen nutzen, es gibt doch genug andere Wege in den ekstatischen Zustand?

Würde man beispielsweise Cannabisprodukte legalisieren, so würden diese doch nicht die organisierten Religionen, das „Runners High“ oder das künstlerische Schaffen ersetzen. Die Menschen würden ihren Marathonlauf weiterhin genießen, religiöse Riten durchführen, um sich spirituell aufzuladen, den Nervenkitzel beim Musizieren erleben oder den Sturm beim Tanzen. Die Techniken zum Erreichen der Ekstase schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Sieht man das auf diese Weise, wird der genussorientierte Drogengebrauch zu einer weiteren Facette des ganz alltäglichen und normalen menschlichen Verhaltens.

 

Michael A. Rinella

Michael A. Rinella ist Dozent für Politische Theorie am Empire State College in New York und ehemaliger Cheflektor am Universitätsverlag State University of New York Press. Sein im Mai bei Lexington erscheinendes Buch „Plato, Drug Culture, and Identity in Ancient Athens“ examiniert die im antiken Griechenland aufkommenden Bestrebungen, ekstatische Zustände zu bändigen. Der Fokus des Buches liegt dabei auf den Dialogen von Plato.

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Zur Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit

Interview mit dem Suchtforscher Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Berliner Charité. Heinz gilt als einer der führenden Experten für Alkoholabhängigkeit in Deutschland.

An den Folgen ihres übermäßigen Alkoholkonsums sterben alleine in Deutschland jährlich rund 40.000 Menschen. Bei einem hohen Anteil der Alkohol-Konsumenten in der Bevölkerung steigt auch der Anteil derer, die mit der Droge Alkohol nicht umgehen können. Trotzdem der Alkoholismus seit Jahrhunderten bekannt ist, bleibt seine Therapie schwierig: Über die Hälfte der Abhängigen erleiden meist mehrere Rückfälle.

Seit einiger Zeit erlauben die bildgebenden Verfahren der Kernspintomographie Einblick in das Gehirn von Alkoholabhängigen, die Wissenschaft erhält Einsichten in die neuronalen Grundlagen der Sucht. Das wissenschaftliche Modell der Wirkung des Alkohols ist komplex: Alkohol stimuliert das sogenannte „Belohnungssystem“ im Gehirn, eine evolutionär alte Instanz, die dafür sorgt, dass Menschen wesentliche Erlebnisse nicht vergessen und auch wiederholt ausführen. Ein Schnaps führt zu einer erhöhten Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin, einem der wichtigen Neurotransmitter. Die Folge: man entwickelt Verlangen nach mehr Alkohol. Ebenfalls freigesetzte körpereigene Opiate, die Endorphin, sind für die guten Gefühle beim Alkoholkonsum zuständig. Provoziert man die positiven Gefühle nun häufig und immer wieder, prägt sich das Hirn die Verknüpfung von gutem Gefühl und dafür eingesetzter Substanz ein.

Interessanterweise sind die Andockstellen für die Opiate, die Opiatrezeptoren, bei alkoholabhängigen Patienten im Belohnungssystem eher erhöht, so dass der Alkohol besonders stark wirken könnte. Umgekehrt sucht das Gehirn nach Ausgleich zu der ungewohnten Dopamin-Ausschüttung und reduziert seine Empfangseinheiten, genauer gesagt die Rezeptoren, wo die Dopamin-Reize eintreffen. Dies hat zur Folge, das die Wirkung des Alkohols nachlässt, immer größere Dosen werden benötigt, damit man sich berauscht fühlt.

Weitere Prozesse kommen zum Tragen: Die Moleküle des Alkohols setzen an den GABA(A)-Rezeptoren des Hirns an, genauer gesagt ist eine relativ kleine Tasche, die durch 45 Aminosäuren gebildet wird, mit dafür zuständig, dass Alkohol als sedierend empfunden wird. Der dauerhafte Genuss von Spirituosen aber auch „weicheren“ Alkoholen führt zu einer Verminderung dieser Rezeptoren. Viel und oft getrunkener Alkohol blockiert zudem die Signal-Übertragung am NMDA-Rezeptor, der den Transport eines weiteren Neuotransmitters, des Glutamats, regelt. Auch dies führt dazu, dass zunehmend mehr Alkohol konsumiert werden kann, ohne das eine starke Ruhigstellung des Konsumenten erfolgt. Die Folge: Er oder sie kann trinken, ohne sediert zu sein, eine Erhöhung der Dosis ist oft die Folge, der Schritt in den Kreislauf der Sucht ist getan.

Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Berliner Charité, gilt als einer der führenden Experten für Alkoholabhängigkeit in Deutschland. Im Gespräch erläutert Heinz die Wirkung verschiedener psychoaktiver Substanzen auf das Gehirn, warum die Alkoholabhängigkeit so schwer zu therapieren ist und ob Medikamente gegen die Sucht helfen können.

Frage: Lange Zeit unterschätzt bei der Ausbildung einer Alkoholabhängigkeit wurde die körperlich bedingte Fähigkeit viel zu trinken ohne am nächsten Morgen den berühmten „Kater“ zu haben. Welche neuronalen Grundlagen hat dieses Phänomen der Trinkfestigkeit? Wie viel Prozent der Deutschen sind davon betroffen?

Andreas Heinz: Es gibt keine scharfe Grenze, aber je „trinkfester“ eine Person ist, desto eher neigt sie dazu, zu viel Alkohol zu konsumieren. Dies gilt für Jugendliche wie für junge Erwachsene, und für Männer ebenso wie für Frauen. Eine neurobiologische Grundlage ist im jeweiligen Zustand des Botenstoffsystems zu suchen, das nach dem Transmitter Serotonin benannt ist. Besonders „trinkfest“ ist, wer genetisch bedingt oder auch nach einer ausgeprägten Stresserfahrung über relativ mehr Serotonin-Transporter verfügt, wer also Serotonin nach Freisetzung sehr schnell wieder in die Nervenzellen aufnehmen, sozusagen „recyceln“ kann. Dann ist nämlich die über die GABA(A)-Rezeptoren vermittelte sedierende Wirkung des Alkohols vermindert.

Frage: Existiert eine Qualitäts-Reihenfolge der Wirkmächtigkeit verschiedener Substanzen auf das Belohnungssystem? Wie aktiviert beispielsweise Alkohol dieses System im Vergleich zu Kokain?

Andreas Heinz: Alkohol erhöht die Dopaminausschüttung um etwa 50-100%, Kokain um circa 1000%, ist also viel stärker wirksam. Die Alkoholwirkung befindet sich im Bereich weiterer Drogen, wie Nikotin oder die Opiate. Auch neuartige Reize wie ein ungewohntes gutes Essen steigern die Dopaminausschüttung, diese nimmt aber beim erneuten Essen schnell ab: man „gewöhnt sich“ beziehungsweise habituiert. Das ist bei Alkoholkonsums wie beim Konsum aller anderen Drogen nicht der Fall. Sie wirken also ungewöhnlich lange beziehungsweise immer wieder neu, man spricht deshalb auch davon, dass sie das Belohnungssystem „kidnappen“.

Frage: Trotz ausgedehnter Erforschung der Alkoholsucht ist eine Therapie derselben äußerst schwer, die Rückfallquoten sind hoch. Woran liegt das aus neurobiologischer Sicht? Und kann man den Anteil bestimmen, den diese körpereigenen Prozesse gegenüber sozialen Faktoren haben?

Andreas Heinz: Die Folgen jahrelangen Alkoholkonsums auf das Nervensystem lassen sich nicht einfach in wenigen Therapietagen revidieren oder durch neue Lernerfahrungen überlagern. Hier hilft nur eine mehrdimensionale Therapie, die eine Beratung, Psycho- und Soziotherapie, Fragen der Lebensgestaltung, Selbsthilfegruppen und eine zusätzliche medikamentöse Rückfallprophylaxe beinhaltet. Soziale Faktoren wirken sich ja auf das Organ Gehirn aus, so dass die Trennung zwischen körperlichen und seelischen Prozessen künstlich ist. Die messbare Reaktion des Gehirns auf Alkoholreize erklärt beispielsweise etwa die Hälfte des Rückfallrisikos in den folgenden Wochen, die Reaktion selbst wird aber natürlich durch Lernvorgänge, Stressfaktoren, Folgen chronischen Alkoholkonsums und einiges mehr beeinflusst.

Frage: Die Übererregung des zentralen Nervensystems im Alkohol-Entzug, die sich durch die sogenannte Entzugserscheinung manifestiert, kann durch Medikamente wie Benzodiazepine abgeschwächt werden, gelernte Entzugserscheinungen wahrscheinlich durch Acamprosat. Gibt es weitergehende Ansätze die Hirnchemie so zu verändern, dass nicht nur Entzugserscheinungen, sondern auch andere neuronale, suchterhaltende Prozesse verändert werden? Was sind die Probleme bei der Entwicklung von Medikamenten dieser Art?

Andreas Heinz: Acamprosat beeinflusst einen Rezeptor für den erregenden Botenstoff Glutamat und wirkt wahrscheinlich am stärksten auf gelernte Entzugserscheinungen: das Gehirn erwartet Alkohol, reguliert dagegen und wenn kein Alkoholkonsum erfolgt, kommt es zu konditionierten Entzugserscheinungen, die den Patienten in den Rückfall treiben können. Naltrexon blockiert Opiatrezeptoren und kann so die angenehmen Wirkungen des Alkoholkonsums abschwächen. Die Probleme sind keine anderen als bei der Entwicklung weiterer Pharmaka im neuropsychiatrischen Bereich: die Substanzen werden meist im Tiermodell gescreent und es wird geprüft, ob sie den Alkoholkonsum von Laborratten oder Mäusen senken, dann in Bezug auf ihre Sicherheit und schließlich auf klinische Wirksamkeit und Nebenwirkungen getestet. Je besser die Sozio- und Psychotherapie ist, desto geringer kann allerdings unter Umständen der Effekt der Medikamente ausfallen, so dass sie gegebenenfalls gegenüber Placebo keine signifikante Wirkung mehr zeigen.

Frage: In welchem Bereich sehen Sie die größten Chancen für die Entwicklung von Medikamenten gegen die Sucht?

Andreas Heinz: Am ehesten ist aus dem Bereich der Antiepileptika mit Neuentwicklungen zu rechnen, hier gibt es bereits erste erfolgreiche Studien mit einzelnen Substanzen wie Topiramat. Es ist möglich, dass auch das Verständnis der molekularen Reaktionsketten, die durch Alkohol und andere Drogen in der Zelle selbst aktiviert werden, zur Entwicklung von neuen Medikamenten führt. Interessant wäre auch die Entwicklung von Medikamenten, die vor den neurotoxischen Wirkungen der Drogen schützen, als neuroprotektiv sind.

Frage: Wird diese Art der Impfung gegen Drogenwirkungen, wie sie beispielsweise das Scripps Research Institute in La Jolla entwickelt, auch in Deutschland erforscht? Wie funktioniert diese Impfung im Gehirn?

Andreas Heinz: Die Grundidee ist, dass sich Antikörper gegen die Droge bilden und diese bereits im Blut ausgeschaltet wird, so dass sie das Gehirn gar nicht erst erreicht. Ob das im Einzelfall klappt und welche Nebenwirkungen das Verfahren hat, muss man sehen. Eine ähnliche Testreihe wie in La Jolla ist mir für Deutschland nicht bekannt. Aber es gibt Untersuchungen zur Wirkung von Depot-Naltrexon, das die Opiatwirkung blockiert, allerdings direkt am Rezeptor, nicht als Impfung. Das kann helfen, aber nur, wenn der Betroffene unbedingt abstinent bleiben will und eine Sicherheit braucht, dass im Fall des Rückfalls die Droge nicht wirkt. Bei Opiatabhängigkeit hilft aber öfter die Substitution, also der Ersatz der Drogen durch gleichartig wirkende Medikamente, die den Vorteil bieten, dass sie legal verschrieben werden und die Folgen der Illegalisierung für den Abhängigen aufheben.

Frage: Könnte ein ausgebildeter Mensch aus neurobiologischer Sicht mit jeder Substanz vernünftig umgehen oder sollten gewisse Drogen grundsätzlich aus dem Verkehr gehalten werden?

Andreas Heinz: Es gibt unterschiedliche Wirkstärken, beispielsweise setzt eben Kokain etwa 10 Mal so viel Dopamin frei wie Alkohol. Hinzu kommt die Frage, ob eine Gesellschaft eine lange Tradition mit Ritualen ausgebildet hat, die bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung helfen, den Substanzkonsum in Grenzen zu halten. Bei der zunehmenden Vereinsamung und Zersplitterung der Lebenszusammenhänge nehmen diese Rituale aber auch im Umgang mit den lange etablierten Drogen ab. So sank das Einstiegsalter für Rauchen auf 12-13 Jahre. Letztendlich kommt es immer darauf an, was eine Gesellschaft an risikoreichem Drogenkonsum zulassen will.

Frage: Wobei die Illegalität die Probleme eher verschärft?

Andreas Heinz: So einfach ist das nicht. Legale Beschränkungen der Zugänglichkeit von Drogen begrenzen immer den Konsum und damit auch die drogen-assoziierten Probleme – das gilt sogar für die Alkoholprohibition. Die wurde nicht etwa aufgehoben, weil sie nicht wirkte – der Alkoholkonsum sank sogar recht deutlich – sondern weil die Große Wirtschaftsdepression kam, und die Alkoholsteuer als gute Alternative zu einer Einkommenssteuer gesehen wurde, die eher die oberen Schichten betroffen hätte. Aber natürlich hat sich damals das organisierte Verbrechen der illegalen Droge Alkohol angenommen, und das gilt heute ebenso für alle illegalen Drogen.

Frage: Daneben postuliert die „akzeptierende Drogenarbeit“ allerdings, dass ein großer Teil der Probleme von Abhängigen aus der Illegalität ihres Konsums entsteht.

Andreas Heinz: Abhängige, die illegale Drogen konsumieren, leiden an beidem: An den Folgen sowohl ihrer Abhängigkeitserkrankung wie der Strafverfolgung, insbesondere, wenn sie Beschaffungsdelikte verüben, um die Drogen bezahlen zu können und um die für sie unerträglichen Entzugssymptome zu vermeiden. Viele Migranten können in dieser Situation abgeschoben werden und kommen aus Angst davor gar nicht erst in Therapie – der Grundsatz „Therapie vor Strafe“ ist hier oft nicht verwirklicht. Es gibt circa 2000 Menschen, die pro Jahr an den Folgen illegaler Drogen sterben, ungefähr 40. 000 sterben am Alkoholkonsum und rund 100.000 an den Folgen des Rauchens. Die meisten leiden also an den Folgen des Konsums von Drogen, die in dieser Gesellschaft legal und frei verkäuflich sind.

Frage: Zugleich offenbart das Problem der Drogen aber auch eine Stärke des Menschen.

Andreas Heinz: Rasch zu lernen und sich dabei von Vorfreude und Belohnung leiten zu lassen, das können zwar grundsätzlich auch alle Tiere, die Lernvorgänge und die zu erlernenden Situationen sind beim Menschen aber ungleich vielfältiger, und die resultierende Verhaltensflexibilität hat uns ja viele Handlungsmöglichkeiten beschert. Abhängigkeitserkrankungen sind ein Preis der Freiheit, und auch deshalb gebührt den abhängig kranken Menschen unser Respekt und sie haben dasselbe Recht auf Behandlung und Hilfe wie alle anderen Kranken.

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Drogen und Drogenpolitik – Texte von Jörg Auf demHövel und AZ

Gesundheit und Drogenpolitik

Zwischen 1994 und 2013 von Jörg Auf dem Hövel und AZ veröffentlichte Artikel

Psychopharmakologie

Ein verheißungsvolles Antidepressivum scheitert in der entscheidenden Studie. Der Fall zeigt erneut, wie wenig verstanden die Chemie des Gehirns ist. (Telepolis v. 22.11.2011)

Therapeutische Wahrheiten und Illusionen
Zu den Ursachen der weltweiten Pandemie psychischer Krankheiten. (Telepolis v. 14.08.2011)

Placebos ohne Täuschung. Jetzt ist es soweit: Placebos wirken selbst dann, wenn die Patienten wissen, dass sie ein Scheinmedikament einnehmen. Oder nicht? (Telepolis v. 29.04.2011)

 

Arzneimittelherstellung und pharmazeutische Industrie

Länger leben durch Vitaminzusatz? Hilft die Einnahme von Antioxidantien? (Telepolis v. 25.01.2013)

Krebs und seine Metastasen: Es ist alles viel komplizierter
Die verschiedenen Zellen eines Tumors haben oft mehr genetische Unterschiede als Gemeinsamkeiten. (Telepolis v. 16.03.2012)

Hoffnung für Zuckerkranke
Die Entwicklung der „künstlichen Bauchspeicheldrüse“ macht Fortschritte. (Telepolis v. 13.12.2011)

Kleine Geschenke begründen die Freundschaft
Weltweit haben Medizinstudenten schon früh Kontakt zur pharmazeutischen Industrie
(Telepolis v. 02.06.2011)

Marketing statt Evidenz: Durch Gerichtsverfahren veröffentlichte Dokumente zeigen die gewieften Methoden der pharmazeutischen Industrie (Telepolis v. 09.03.2010)

Innovationsmangel: Big Pharma sucht nach Orientierung
(telepolis v. 13. August 2008)

Placebos: Warum der Schein besser wirkt als nichts (DIE WELT v. 11. Juli 2008)

 

Interviews

Subjektiver Rausch und objektive Nüchternheit
Der Medizin-Anthropologe Nicolas Langlitz über das Forschungs-Revival psychedelischer Substanzen, die objektive Erkenntnis subjektiven Erlebens und kulturell beeinflusste Psychopharmakawirkung. (Telepolis v. 12.01.2012)

Zur philosophischen Basis heutiger Drogenpolitik: Interview mit Michael Rinella über das Symposion und Platos Neueinordnung der Ekstase (Deutsch & english version).

„Salvia ist keine Eskapisten-Droge“
Interview mit Daniel Siebert, dem weltweit führenden Experten für Salvia divinorum, dem sogenannten „Wahrsagesalbei“ (and here is the english version)

Alte Pflanzen, neue Heilung?
Interview mit dem Experten für historische Pharmakologie Werner Dressendörfer

Der Körper geht sich selbst
Interview mit dem Buchautoren Hans-Christian Dany über die Rolle von Amphetamin in der modernen Gesellschaft

„Eine integrale Drogenpolitik wäre weit von einer generellen Drogenfreigabe entfernt!“
Interview mit dem Psychologen Wulf Mirko Weinreich über das Bewusstseinsmodell von Ken Wilber, die Zukunft der Drogenkultur und die psychotherapeutische Praxis

„Die Verelendungsprozesse hören nur durch die Vergabe von Methadon oder Heroin nicht auf“
Interview mit dem Bremer Suchtforscher Heino Stöver

Chemische Kriegsführung
Der Psychiater James S. Ketchum �ber seine Experimente im Dienste der US-Armee mit Belladonnoid-Glycolaten und LSD

Zur Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit
Interview mit dem Suchtforscher Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Berliner Charité

Die Heroinabgabe muss kommen
Interview mit Henning Voscherau über synthetische Opiate vom Staat und die erreichbaren Ziele der Drogenpolitik

Von einem, der auszog, …
Baba Rampuri spricht über die Welt der Yogis (and here is the english version)

Der ewig missachtete Richterspruch
Staatsanwalt Carsten Schäfer über seine Max-Planck Studie zu Cannabiskonsum und Strafverfolung in den Bundesländern

Evolution
Interview mit dem Buchautoren und 68er-Veteranen Bruno Martin

Der Bandit von Kabul
Jerry Beisler im Gespräch über den Haschisch-Trail und das Afghanistan der 70er Jahre

„Kunst war mir immer suspekt“
Interview mit dem visionären Künstler Fred Weidmann

MAPS: Psychedelika als Therapie
Interview mit Rick Doblin, Gründer der „Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies“, über MDMA und die Probleme bei der Arbeit mit psychoaktiven Substanzen

Halluzinogene in der praktischen Forschung
Interview mit Prof. Charles Grob über seine Studien mit MDMA und Psilocybin.
(Hier die englische Version)

Aus den Tiefen
Interview mit Amon Barth

Annäherung an das richtige Leben
Interview mit Wolfgang Sterneck

Wenn der Konsum zum Problem wird
Interview mit dem Psychiater Eckart Schmidt über starke Cannabis-Raucher

Die Hanfapotheke
Franjo Grotenhermen spricht über ein Projekt, in dem Kranke Cannabis bestellen können.

Grenzwertig: Fahren und Gefahren mit THC
Interview mit dem Rechtsanwalt Martin Krause über Cannabis und eine kraftfahrzeuggestützte Lebensweise.

„Der Leistungssport wird seine ‚Unschuld‘ nie wieder zurückgewinnen“
Interview mit Günter Amendt, Experte für Drogenökonomie und Drogenpolitik, über Doping, die Pharmakologisierung des Alltags und das Scheitern der Prohibition.

Natur und „research chemicals“
Interview mit Jon Hanna, Herausgeber der Psychedelic Resource List, über den globalen ethnobotanischen Markt.

„Wir haben in unserer Gesellschaft insgesamt ein Problem mit dem Genießen“
Interview mit Prof. Gundula Barsch, Mitglied der Nationalen Drogen- und Suchtkommission im Bundesgesundheitsministerium über ihr Konzept der Drogenmündigkeit.

Dem Kiffer (mit Problemen) kann geholfen werden
Interview mit dem Suchttherapeuten Helmut Kuntz.

Interview mit Tilmann Holzer vom „Verein für Drogenpolitik“
Holzer spricht über das „Cannabis-Regulierungsmodell“ des Vereins.

Interview mit Joseph R. Pietri, dem „König von Nepal“
Der Haschisch-Schmuggler spricht über seinen Job.

Interview mit Nol van Schaik
Der Coffee-Shop Aktivist über die Praxis des niederländischen Modells.

Interview mit Gerhard Seyfried
Die Comic-Ikone über seine neue Lust am Schreiben.

„Rauschkultur als Form der Religiösität und des Hedonismus“
„Die soziale Realität muß die Normen durch Lächerlichkeit aushebeln“
Zwei Gespräche mit Professor Sebastian Scheerer, Kriminologe an der Universität Hamburg. Es geht um den Streit um das Cannabiskraut, das Urteil des Verfassungsgerichts, die Drogenpolitik in Deutschland und die Auswirkungen von Drogen auf das Bewusstsein.

Interview mit Ronald „Blacky“ Miehling
Der ehemalige Kokainhändler Ronald Miehling hat über Jahre den deutschen Markt mit Kokain versorgt.

Interview mit Christian Rätsch
Christian Rätsch -der wohl anerkannteste Ethnobotaniker Deutschlands- im Gespräch. Esoterischer Schamanenkult, psychoaktive Pflanzen, „Das Gute“, „Das Böse“ und Richard Wagner sind Themen.

Interview mit Wolf-Dieter Storl
GRÜNE aufgepasst: Dieser Pflanzenkenner und -lauscher weiß, was man von Pflanzen lernen kann.

„Ich sehe keine Bewegung“
„Sind wir durch mit dem Interview?“
Zwei Gespräche mit Hans-Georg Behr, dem zornigen Hanf-Veteranen. Der kiffende Psychiater hat eine bemerkenswerte Art, seine Meinung auszudrücken…

Mr. Cannabusiness
Interview mit Frank Zander, dem Organisator der grössten Hanfmesse Deutschlands.

„Wir nutzen nicht das, was in den Drogen steckt“
Interview mit Horst Bossong, dem früheren Drogenbeauftragten der Hansestadt Hamburg.

Gespräch mit Renate Soellner
Autorin der Studie „Abhängig von Haschisch? Cannabiskonsum und psychosoziale Gesundheit.“

„Unglücklicherweise wissen wir nicht genug über Cannabis, dabei wäre es einfach heraus zu finden.“
Interview mit Jonathan Ott, Autor des Buches „Pharmacotheon“.
(Hier die englische Version)

„Techno, Tanzen, Törnen, Ficken – Wegbereiter der Extase“
Interview mit dem Eve&Rave Urgestein Hans Cousto

Von alten und neuen Hexen und einem neuen Naturverständnis
Interview mit der Ethnologin Claudia Müller-Ebeling

Vom Wandeln zwischen den Welten
Schamanismus-Expertin Nana Nauwald im Interview

Pilzmännchen und Freiheitskappen
Interview mit Roger Liggenstorfer zum Thema psilocybinhaltiger Pilze

Der ganze Drogenkrieg kippt…
Hanf- und Verschwörungs-Experte Mathias Bröckers im Gespräch

Hanf – Eine Nutzpflanze unter vielen?
Ein Interview mit Hanf-Forscher Michael Karus, Geschäftsführer des nova-Instituts

 

Substanz-Specials

Der umfassende Einblick in die Welt der psychoaktiven Substanzen: Alle Specials (mit aktuellen Ergänzungen) von az, dazu weitere Artikel aus Magazinen, Zeitungen und Online-Medien.

Absinth, Alkohol, Argyreia nervosa, Ashwaganda, Ayahuasca, Bananenschalen, Betel, Damiana, Designerdrogen, Ephedra, Fliegenpilz, GHB ( 1.4 Butandiol), Ginkgo, Ginseng, Kawa Kawa, Ketamin, Koffein, Kaffee, Kokain, Krähenaugen, Lactucarium, LSD, Modafinil, Nachtschattengewächse, Oxy, Oxytocin, Pilze, Placebo, Ritalin (Methylphenidat), Salvia, Schlafmohn, Tabak, Teufelsdrogen (Yaba, Speed), Viagra, Yohimbe, Zigaretten.

 

Neue Drogenpolitik

Das Drogenverbot ist (mal wieder) am Ende
Der hochtechnisierte und globale Markt produziert ständig neue Substanzen, eine Kontrolle wird immer schwieriger (Telepolis v. 21.06.2012)

Ecstasy und seine Kinder
Mal wieder schafft eine Drogenstudie mehr Verwirrung als Aufklärung. (Telepolis v. 18.04.2012)

Das Ende der Akzeptierenden Drogenarbeit? Ein Abgesang

Abstinenz: Von der christlichen Idee zur Richtlinie der Politik

Klassifikation von Drogen: Britische Experten urteilen neu

Regulierungsmodelle: Wie der Staat mit Cannabis umgehen sollte

Bedenklich: Cannabis auf dem Schulhof

Wie stellt sich die Cannabis-Szene die Legalisierung vor? Legal, aber wie?

Wo ist wieviel erlaubt? Gesetze und Realitäten des Hanfkonsums in Europa und Osteuropa

Zu Besuch beim Organisator des Hamburger Hanffest: „Wir wollen uns zeigen.“

Ergo: Thesen zur Drogenpolitik

 

Drogen – global

Die europäische Drogenbeoachtungsstelle legt ihren Bericht für 2007 vor
Same procedure as every year

Die Wiedergeburt einer alten Bekannten
In Afghanistan wird wieder Haschisch produziert

Gefahr im Paradies
Thailand im Wandel

Mal ganz unten, mal ganz oben, aber immer: Kokain
Eine Polemik zum Fall Kate Moss

Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch
Teil 1: Das Christentum, Teil 2: Der Hinduismus, Teil 3: Der Islam,
Teil 4: Der Buddhismus, Teil 5: Das Judentum

Chemie-Apotheken schließen
Research Chemicals

Ritualgruppen und neue Kirchen nutzen den Trank als Sakrament:
Ayahuasca kommt in den Großstadtdschungel

Weltweite Cannabis-Politik und ihre Missachtung:
Arizona, Australien, Großbritannien, Costa Rica, Indien, Kanada, Vietnam, USA, Europa, Ost-Europa

Grasgeflüster:
Auf welchen Routen reisen Haschisch und Marihuana?

Ausführliche Rezension eines Buches von Alfred McCoy:
Die CIA und die Drogenbarone

Cannabis-Praxis

Spice: Aufstieg einer dubiosen Psycho-Droge (telepolis v. 22.02.2009)

Das Ying und Yang der Cannabis-Psychose

Berauschende Aromaten?
Welchen Anteil kann ätherisches Hanfblütenöl an der psychoaktiven Wirkung von Rauschhanf-Präparaten haben?

Internet:
Sicheres Surfen und das Posten in Grow- und Drogen-Foren

In medias res:
Das Graslexikon und das Haschlexikon

Handwerk:
Die Growing-Area

Vorsicht :
Cannabis und der Führerschein
Welche Fehler Kiffer in Polizeikontrollen und danach machen.

Mangelhaft:
Ein Test mit Drogentests

Schädlich:
Cannabis und die Lunge
Ein Vergleich der giftigen Inhaltsstoffe von Cannabis und Tabak

 

Cannabis als Medizin

Cannabinoid-Arzneimittel im Aufwind:
Man hofft auf das große Geschäft

This will get you medicated!
In den USA hat sich Cannabis als Medizin längst durchgesetzt

Viel THC, aber auch Mikroben
Uni Leiden untersucht Coffee-Shop-Cannabis

Antiseptisch:
Zu Besuch bei THC-Pharm

Verdampfung:
Universität Leiden testet den Vaporizer

Feinstofflich:
Die Forschung zu den Cannabinoiden

Alltag:
Cannabis in der Praxis medizinischer Anwendung

Interview über Cannabis in der Medizin
mit dem Apotheker Manfred Fankhauser

Interview mit Lester Grinspoon
über Cannabis als Medizin

Interview mit Franjo Grotenhermen,
dem Vorsitzenden der „Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“

 

Mischen possible

Portrait des Künstlers und Rock’n’Rollers Helmut Wenske

Eine kurze Geschichte der Orgie

Albert Hofmann: Zum Tod des Chemikers und Naturphilosophen

Männer & Rausch Warum wir?

Halluzinogene Fische? Ein Mythos?

Nautische Architektur: Die Kunst des Mathias Erbe

Fressflash: Wenn der Rausch im Essen deponiert wird

Die ultimative Pfeifenkritik

Der ebenso ernst zu nehmende Psychotest

Mattscheibe:Kiffen und Kiffer im Film

Netzwerkpartys: Im LAN-Wahn

Eine satyrische Bilanz zur hundertsten Ausgabe des Magazin „Hanfblatt“

Wahrer Trash: Ein Bericht vom Cannabis-Kongress

Nachruf auf Timothy Leary

20 Jahre als Head-Shop Besitzer

Mit einem Fan auf dem Hamburger Hanffest 2000

Verkostung beim Nachtschattenmagier:
Miraculix aus Winterhude

Historische Kultur:
Deutsche Anti-Marihuana-Krimis aus den 50ern
Als die Bayern auszogen den Weltmarkt mit Haschisch zu überfluten
Marihuana in den Groschenheften der Sechziger Jahre