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Kiffer Typen

Der Minimalist

Kiffer-Typen Nr. 10

Erschienen im Highway Magazin 06/2021

Man stelle sich ein Häuschen vor, aus Holz zwar tatsächlich, aber teerpappengedeckt, gelegen in einem Waldstück zerupfter Fichten, eher einer Industriebrache ähnelnd als einem idyllischen Bergweiler. Mehr Schrebergarten als denn Haus am See, der Garten wild, die Brennnesseln sprießen friedlich neben den Bauernrosen, der Schlafmohn wie zufällig neben dem Flieder. Der Schuppen windschief. Kein Autoauffahrt stört das friedliche Bild. Hier wohnt der Kiffer-Typ, den wir heute betrachten wollen: Der Minimalist.

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Kiffer Typen

Der High-Tech Kiffer

Kiffer-Typen IX

Erschienen im Highway Magazin

Fälschlicherweise könnte man annehmen, das der Kiffer-Typ, dem wir uns heute zuwenden, ein Phänomen des digitalen Zeitalters ist. Aber den technikaffinen Cannabis-Connaisseur, kurz Cannasseur, gab es schon immer. Es ist der Typ, dem die handwerklichen Mittel nie nur Mittel zum Zweck sind, sondern der in ihrem ständigen Gebrauch und ihrer stetigen Erneuerung Sinn findet. Im Grunde müsste man davon ausgehen, das auch Daniel Düsentrieb, dieser Prototyp des Nerds, ein Kiffer ist. Der High-Tech Kiffer hat sich eine mechatronische Trutzburg gebaut, um jederzeit aktiv in sein Leben eingreifen zu können. Und immer droht er sich im Kabelsalat zu verheddern.

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Kiffer Typen

Kiffer Typen: Die Übersicht über 16 Mitmenschen

Eine Typologie der Cannabis-Connaisseure

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Kiffer Typen

Der Abscheißer

Kiffer-Typen IX

Erschienen im Highway Magazin

Nicht selten stellt sich im Leben die Frage, warum man eine Gewohnheit beibehält, obwohl man merkt, dass sie einem nicht gut tut. Die Antwort steht bereits im letzten Satz: Es ist halt eine Gewohnheit, eine Tätigkeit ohne Reflexion, unfreundlich gesagt eine Macke, freundlich formuliert ein Spleen. Der Kiffertyp, dem wir uns hier zuwenden wollen, kifft immer wieder, gleichwohl er dann jedes Mal nichts auf die Reihe kriegt. Er scheißt ab, selten zwar im wörtlichen, wohl aber im übertragenen Sinne.

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Kiffer Typen

Der YouTuber

Kiffer-Typen XV

Erschienen im Highway Magazin

Good old Tante „Demokratie“, eine schöne Erfindung, wenn sie denn funktioniert. Da kann im Grund jeder Rausblasen, was er will. Und mit dem Internet, ja, da geht das alles schnell und global. Das denkt sich auch der Mann dem wir uns heute widmen werden: Der YouTuber. Er oder sie haben einen Auftrag und eine Nachricht, die unter die Leute muss. Grundsätzlich gibt es drei Arten von YouTubern: Der Beseelte, der Politische und der Business-Fuzzie. Mischen possible.

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Kiffer Typen

Der Verheimlicher

Kiffer-Typen XIII

Erschienen im Highway Magazin

Meist gibt es gute und schlechte Gründe für eine Tat. Etwas zu verheimlichen, das gilt zwar seit Kindertagen als falsch, Ehrlichkeit wird groß geschrieben. Auf der anderen Seite gehören kleine Geheimnisse zum gesunden Alltag. Der Kiffertyp, dem wir uns dieses Mal zuwenden, hat eine grundsätzliche Entscheidung getroffen: Es geht niemanden etwas an, ob und wieviel er kifft. Mehr noch, er achtet sehr darauf, dass sein Hobby unentdeckt bleibt.

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Kiffer Typen

Der Ignorant. Oder auch: Der Kiffer, dem man nichts anmerkt

Kiffer-Typen XII

Erschienen im Highway Magazin

In den alten weisen Schriften wird die Gelassenheit gelobt. Und auch die moderne psychologische Ratgeberliteratur sieht in der inneren Ruhe den Quell der Kraft, aus der sich die geglückte Existenz speist. In der umsetzbaren Realität ist man dadurch zu mindestens zweierlei gezwungen. Zum einen gilt es, den Müllhaufen des eigenen, eventuell verpfuschten Lebens zu akzeptieren, zum anderen der neo-liberalen Logik zu folgen, dass immer wir selbst es sind, die sich ändern müssen, nicht das System. Auf unheilvolle Weise arbeiten hier Vulgär-Buddhismus und Kapitalismus Hand in Hand. Allerdings hat der Kiffer, den wir heute betrachten, einen dritten Weg gefunden: Er merkt nichts oder man merkt ihm nichts an. Es ist ein Wunder, wie eng beieinander Stoizismus und Abgestumpftheit liegen können. Um das Ende vorweg zu nehmen – es bleibt die Grundlage der Cannabisignoranz oft offen: Nimmt die Körpergeisteinheit etwas unbewusst oder absichtlich nicht zur Kenntnis?

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Kiffer Typen

Die Kifferfreundin

Kiffer-Typen XI

Erschienen im Highway Magazin

Wie männlich dominiert die Kultur und Sprachkultur noch immer ist, merkt man alleine am Titel dieser Serie. Die hier spaßig beschriebenen Kiffertypen waren dann auch allesamt männlich. Nun kann man argumentieren, dass die Leidenschaft für Cannabis vor allem Männer umtreibt, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Der Autor ist selber Mann, biologisch, vor allem aber auch per Erziehung, und hat diese Prägung in die Serie eingebracht. Etwas zerknirscht widmet er sich daher nun dem Typus der „Kifferfreundin“ zu, die schon per Definition zum nachgeordneten Anhang des Mannes zu werden droht; sicher eine Verdrehung von gelebter Beziehungswirklichkeit. Dies vorweg gestellt darf wacker ironisiert werden.

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Kiffer Typen

Kiffer Typen: Der Künstler

Kiffer-Typen VIII

Der Künstler

Eine gewisse Lust am Leiden ist ihm in die Wiege gelegt worden. Nur aus dem Hadern und der Verzweifelung heraus schafft dieser Kiffer-Typ seine Taten, die nie Arbeit sind, sondern immer Berufung. Sensibel, bisweilen dünnhäutig bewegt er sich durch die Welt und staunt. Ist er arrogant, staunt er über die Drohnen unserer Gesellschaft, die nicht auf dem Trip der Selbstverwirklichung hängen geblieben sind, ist er klaräugig, staunt er über die täglichen Wunder der Welt, ist er barmherzig, staunt er über sich selbst, denn welche freie Geist verknüpft sich schon gern mit dem Netz sozialer Verantwortung. Vor allem aber staunt er über Cannabis, das heilige Kraut, welches ihm die nötige Inspiration gibt. Er ist ein kiffender Künstler.

Joint reinpfeifen, zwei bis drei geile Mädels kommen lassen, diese und sich selbst mit Farbe voll schmieren und anschließend auf der Leinwand ekstatisch rumwälzen. So sieht der Alltag eines Künstlers aus. Oder etwa nicht? Wohl eher nicht, denn der wahre Künstler zerfleischt erst mal sich selbst, bevor er Kontakt mit Fleisch aufnimmt. Der kiffende Künstler dagegen, das ist eine Spezies der besonderen Art. Im günstigsten Fall hat er schon in früher Kindheit mit dem Kiffen angefangen und so überhaupt die Kunst entdeckt. Seither ist er fähig, die wilden Assoziationen, die Bilderfluten und abstrakten Symbole, halt alles das, was den Rausch ausmacht, kaum durch seinen Alltagsfilter laufen zu lassen. Vielmehr ist er in der Lage, die visionären Eingebungen in die Normalsicht einzubringen und dort zu verwursten. So kommt er der originären Aufgabe des Künstlers nach und tummelt sich im Bereich zwischen Welt und Himmel. Der Künstler hat einen guten Draht zu der Domäne, die nicht dem Siegeszug des Rationalismus unterworfen ist. Dort lauscht er hinein, spürt nach – und das Inhalieren von Cannabisrauch stärkt diese Verbindung.

Aber was soll das glorifizierende Gerede? Oft ist der kiffende Künstler nur ein eitler Fatzke, der jeden Furz von sich in Dosen konserviert und an das „Museum of Modern Art“ schickt. Er will seine Werke ständig gelobt sehen, selbst wenn sie flach sind. Kunst will Gunst, heißt es. In einer anderen Variante verfällt er durch übermäßigen Mischkonsum dem künstlerischen Größenwahn, vom Artifex zum Pontifex, sozusagen. Nur seine ignorante Umwelt begreift dann einfach nicht die Tiefe seiner Akte. Man betrachte bitte hingebungsvoll Malewitschs „Weißes Viereck auf weißem Grund.“ Zur Ehrenrettung muss hier aber deutlich gesagt werden, dass selten eine gesellschaftliches Klima herrscht, in dem sich Schauspieler, Maler, Poeten, Bildhauer, und wie die hehren Schöpfer alle heißen, austoben können. Allenfalls die Romantik hat angetörnten Künstlern ein Ohr geschenkt. „Brotlose Kunst“, dass steht ja in Deutschland fast für das gesamte Terrain der Künste überhaupt, sieht man einmal von der soliden, aber auch kaufmännisch orientierten Handwerkskunst ab, die bekannterweise goldenen Boden hat. Vielleicht ist es eher die Verzweiflung über diesen Umstand, auf der das enge Verhältnis von Künstlern und Drogen basiert und nicht, wie gemeinhin angenommen, die substanzinduzierte Ästhetik des Traums. Nur allzu oft ist die Ächtung durch die Gesellschaft allerdings bewusst selbst hervor gerufen, denn unverstanden leidet sich halt besser. Der Rückzug in die mit sich selbst beschäftigte Innerlichkeit wird dann zum Akt des Stolzes: Die Ächtung meldet sich als Anspruch auf Überlegenheit. Profan ausgedrückt: Läuft alles gut für den Künstler, überflügelt seine Kunst die Wirklichkeit, die von ihm geschaffenen, surrealen Welten werden Realität.

Genie und Wahnsinn, um ein weiteres Sprichwort zu bemühen, liegen eng beieinander. Spinnt man diesen Faden weiter, lässt erst die pathologische Intuition den Künstler am (geistigen) Bettelstab gehen. Und krank ist der Künstler dann, wenn er selbst vollständig durch den Kanal mit Namen Intuition den Weg ins Reich der Phantasie nimmt. Manie bezeichnet schon beim Platon den Zustand, in welchem der Mensch seiner selbst enthoben ist. Generationen von Dichtern wollte die göttliche Inspiration, die himmlische Euphorie, nicht mehr von Gott selbst, sondern von einer anderen Macht empfangen: Der Droge.

Ganz so schlimm läuft es aber meist nicht ab. Vielmehr kristallisieren sich in der Lebenswelt drei Künstler-Typen heraus: Da sind zum Einen diejenigen Skandalnudeln, die durch ihr Kiffen berühmt geworden sind, wie beispielsweise Martin Semmelrogge oder Hans-Georg Behr. Dann gibt es diejenigen Leisetreter, die es immer geheim gehalten haben, weil es der Karriere schaden konnte. Und zu guter letzt sei die größte Gruppe genannt, nämlich die Künstler, die zwar kiffen, aber trotzdem immer Sozialhilfeempfänger bleiben. Aber vielleicht sind das die Glücklichsten.

 

 

 

 

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Kiffer Typen

Kiffer Typen: Der Paranoiker

Kiffer-Typen VII

Der Paranoiker

Vor Jahren hat er eine Ausbildung zum Grossstadt-Guerillo bei einer israelischen Kiffer-Elite-Einheit genossen, seither nutzt er geschickt jede Deckung beim Gang zum örtlichen Dealer. Keine Garageneinfahrt, keine Buchsbaum-Hecke bleibt ungenutzt, bevor er über den Balkon bei seiner Hasch-Connection auftaucht. Dieser kennt das tagtägliche Theater schon und hat auf Wunsch seines Freundes die Zimmer abgedunkelt. Keine Frage, bei diesem Kiffer Typen haben wir es mit einem sehr speziellen Menschen zu tun: Er ist ein Paranoiker.

Vieles spricht dafür, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, wenn man als passionierter Kiffer durch die Welt rennt. Spiessbürger und andere Feinde der rauschhaften Sinnesfreuden haben oft nix besseres zu tun, als anderen das Leben schwer zu machen. Aber wie so oft bestimmt die Dosis das Gift und unser Freund hat einen etwas zu kräftigen Schluck aus der Schizo-Pulle genommen – und so wurde aus Vorsicht plötzlich Angst. Dabei fing alles ganz harmlos an: Um Häschern zu entgehen, parkte er sein Auto immer zwei Strassen von seinem Dealer entfernt. Irgendwann reichte ihm das aber nicht mehr und er kam mit der Bahn. Bald vermutete er aber, dass die Polizei aus seinen Bahnfahrkarten ein Bewegungsprofil zeichnen konnte und er fuhr die Strecke mit dem Fahrrad. Irgendwann verdächtigte er seinen Fahrradhändler aber gemeinsame Sache mit den Ordnungshütern zu machen, indem dieser anhand des Hundekots im Reifenprofil ermittelte, in welchen Stadtteil er sich aufgehalten hatte.

Die dunklen Wolken des inneren Kesseltreibens schoben sich zunehmend vor das sonnige Gemüt. Zu diesem Zeitpunkt war ihm schon sonnenklar, dass die gesamte Staatsmacht der Bundesrepublik alles tut, um seiner habhaft zu werden. Und so zurrten sich die seinen Geist einengenden Schnüre immer fester. Um vor schnüffelnden Nachbarn sicher zu sein, installierte er eines Tages eine Filteranlage in jedem Raum, obwohl er maximal zwei Gramm Dope im Haus hortete und das Hasch ohnehin nur oral konsumierte. Modem und PC stöpselte er ab, um nicht über das Internet ausgehorcht zu werden. Am Telefon durfte nicht mal mehr von Alkohol gesprochen werden. Aus Tarnungsgründen trat er der Heilsarmee und dem Guttempler-Orden bei. Der Gipfel war schließlich erreicht, als er im Freien nicht mehr den Mund aufmachte, weil Satelliten ihn anhand seiner Zahnplomben orten könnten.

Ein Ausweg aus diesem Dilemma schien es nicht zu geben, denn alles passte zusammen: Tuschelnde Nachbarn, verirrte Telefonanrufer, ominöse Berichte im Fernsehen, magische Zahlen auf Nummernschildern. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zu den gängigen Verschwörungstheorien: Neben Polizei und BND hatten mittlerweile auch die Illuminaten ein Auge auf ihn geworfen und die Scientologen versuchten ihn mittels riesiger Orgon-Strahlern zu manipulieren.

Hätte unser Freund sich die Mühe gemacht, mal einen Schulpsychologen zu fragen, hätte dieser ihm vielleicht erzählt, dass dies die handfesten Anzeichen einer Verfolgungs-Paranoia sind: Ein System von Wahnvorstellungen. Hätte er sogar seinen dealenden Freund gefragt, hätte dieser ihm vielleicht dazu geraten, an einer etwas positiveren Konstruktion der Wirklichkeit zu basteln.

Ein interessante Frage ist natürlich, ob sein Verfolgungswahn durch den Genuss von Cannabis noch gesteigert oder eher gemildert wurde. Beides stimmt: Der Joint am Abend gab ihm nach einem gehetzten Tag endlich ein Stück innerer Ruhe und plötzlich waren auch die Stimmen nicht mehr da. Gleichwohl sah er sich ausserstande in größerer Runde einen durchzuziehen, weil darunter ein Verräter sein konnte. Dass die Frucht seines Geschmacks zudem verboten ist, schürt natürlich das Feuer der Angst. Letztlich steht der Paranoiker für eine ganze Reihe von Kiffern, die nicht nur inneren Zwängen unterlegen sind. In einer sozialen Umwelt, welche in die Vergangenheit mit Schuld und in die Zukunft mit Angst schaut und welche gerne im Ungewöhnlichem das Abnorme festmacht, lässt sich nicht immer einfach leben. Gerade deswegen heisst es die Selbstverantwortung ständig zu trainieren. Und darum liegt auch die Entscheidung, ob das Rauchen des Hanfs hilfreich oder hinderlich bei einer glücklichen Lebensführung ist, ganz bei ihm. Amen.