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Künstliche Intelligenz

Google wird zur Künstlichen Intelligenz

DeepMind-KI lernt aus Erfahrung

Ende Januar wurde die neueste Akquirierung von Google bekannt. Der Konzern kaufte für wohl 400 oder auch 500 Millionen US-Dollar ein Startup mit dem ambitionierten Namen DeepMind. Dort will man, so wirbt die Website, Maschinenlernen und Neurowissenschaft kombinieren, um leistungsstarke und vor allem universale Lernalgorithmen zu schaffen. Man nennt es Künstliche Intelligenz (KI).

Die Shoppinglaune von Google ist bekannt, eine halbe Milliarde für ein kleines Unternehmen aus der KI-Branche auszugeben ist allerdings rechtfertigungsintensiv. Für die Gründer von DeepMind, allen voran Demis Hassabis, locken die unfassbar Rechenkapazitäten der Suchmaschine. Google selbst will zukünftig noch besser die Unmengen an unstrukturierten Daten, die im Internet umherflitzen, in nutzvolle Informationen transformieren. Dazu arbeitet man seit einiger Zeit bereits mit Geoffrey Hinton zusammen, einem ausgewiesenen Experten für künstliche neuronale Netze. Zur Zeit wird genau diese KI-Richtung mit den Begriffen Deep Learning und Reinforcement Learning penetriert.

DeepMind hat die beiden Ansätze für maschinelles Lernen erfolgreich kombiniert. Ein Resultat war der Atari Game Player (PDF). Dieses Programm ist in der Lage, ohne vorheriges Training mehrere Atari 2600 Konsolengames zu spielen und in einigen Spielen nach einiger Zeit besser zu sein als ein menschlicher Spieler.

Wohlgemerkt: Die KI-Software eignet sich sowohl die Regeln wie auch die aussichtsreichsten Spielstrategien selbständig an – sie lernt am Erfolg. Aus den unstrukturierten Daten, die über den Bildschirm laufen, erstellt die KI strukturierte Informationen. Breakout, Enduro und Pong spielte das System nach kurzer Zeit besser als ein Experten-Gamer. In Seaquest, Space Invaders und Q*bert gelang es der Software dagegen nicht zu gewinnen.

Die KI könnte vor dem nächsten großen Schritt stehen, denn die Systeme lernen aus Erfahrung und entwickeln mit Hilfe der Rechnerkapazität von Google eigene Lösungsstrategien. Mehr noch: DeepMind arbeitet daran, Fähigkeiten aus einer Domäne in eine andere zu übertragen. Eine Mau-Mau spielende KI soll dann in der Lage sein, auch Skat (schneller) zu lernen.

Eine Bedingung der Akquirierung durch Google war Demis Hassabis nach die Einberufung einer ständigen KI-Ethikkommission. Das mag gute PR sein, vielleicht rechnet er aber tatsächlich damit, dass die Forschung bei DeepMind einschneidende Folgen haben wird.

Neuronale Netzwerke sollen dafür sorgen, dass Google alles versteht ohne das jemand der Maschine sagt, was sie da eigentlich sieht, hört oder fühlt. Man arbeitet hart an der Neustrukturierung der digitalen Welt, die zukünftig noch weniger auf Interventionen durch helfende Hände angewiesen sein soll.

Von Jörg Auf dem Hövel

Jörg Auf dem Hövel (* 7. Dezember 1965) ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist u. a. für die Telepolis, den Spiegel und Der Freitag.

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