FURZTROCKEN ABER GUT: Das Trocknen von Cannabis / Gras / Marihuana

Trocknen, Maniküren, Fermentieren

Wenn die Blütenstände der weiblichen Hanfpflanze den optimalen Reifegrad erreicht haben, wird geerntet. Das heißt, einzelne Blütenstände, Zweige oder die ganze Pflanze werden abgeschnitten und getrocknet. Vor oder nach dem Trocknen werden alle nicht deutlich harzdrüsenreichen Blätter mit Hilfe einer Schere entfernt (Maniküren). Sie werden als mildes Rauchmaterial, zur Bereitung potenter Leckereien oder zur Extraktion mittels organischer Lösungsmittel (Grasölgewinnung) verwendet. Meistens werden die Blätter in zwei Qualitäten getrennt, die großen Blätter und die kleinen beim Maniküren der Blüten anfallenden harzhaltigeren Blattspitzen. Bei der Ernte oder nach dem Entfernen der getrockneten Blüten anfallende Stengel und Wurzeln werden in der Regel nicht verarbeitet und unauffällig entsorgt. Herausragende Stammexemplare erhalten bisweilen Souvenircharakter oder werden gar zu neckischen Rauchutensilien umgeschnitzt.

Durch die Trocknung wird der Wirkstoff dem Rauchen und der Speisenzubereitung verfügbar gemacht. Mit dem Moment der Ernte wird jedoch kein weiterer Wirkstoff mehr produziert. Im Gegenteil: Umweltbedingungen wie Licht, Wärme und Luft tragen zu einem mehr oder weniger schnell voranschreitenden Zersetzungsprozess bei. Es droht Potenzverlust. Dies gilt es bei allen weiteren Verarbeitungsschritten, wenn nicht zu unterbinden, so doch zu vermeiden.

Das potente Harz wandert nicht in der Pflanze umher. Es bleibt dort, wo es entstanden ist, in den Harzdrüsen, die sich in großer Zahl auf den Blüten und den sie umgebenden Blättchen befinden.

Die Blütenstände sollen auch getrocknet bei ästhetischem Äusseren aromatisch riechen und gut rauchbar sein.

Für die weiteren Aktivitäten gilt deshalb:

– vorsichtige Handhabe der Blütenstände. Sie werden möglichst nicht direkt berührt, geschüttelt, grob gewendet oder anders mechanisch beansprucht, damit nur wenige Harzdrüsen durch Abfallen und Klebenbleiben an Fingern, Scheren und dergleichen verloren gehen. Besonders bei größeren Mengen wird eine Arbeitsunterlage benutzt, zum Beispiel Plastikfolie, Glas oder eine andere glatte Oberfläche, von der abgefallenes Harzdrüsen- und Blattmaterial zurückgewonnen werden kann.

– Trocknung an einem möglichst dunklen und nicht zu heissen Ort mit guter Lüftung. Die Aufbewahrung des getrockneten Krautes erfolgt in abgeschlossenen lichtundurchlässigen Behältnissen an einem trockenen und kühlen Ort. Bevorzugt werden Glasgefäße und nicht elektrostatische Plastikkontainer. Über längere Zeiträume werden getrocknete Blütenstände auch schon mal eingefroren.

Meist erfolgt direkt nach der Ernte die Maniküre, die durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Ziel der Maniküre ist es, die potenten harzigen Blütenstände von dem schwächeren Blattmaterial zu trennen und in eine ansprechende Form zu bringen. Läßt man die Blätter bis zur vollendeten Trocknung dran, hat das den Nachteil, daß sie eventuell schwerer zu entfernen sind und das sie den Trocknungsprozess mit ihrer Eigenfeuchtigkeit verzögern können. Gleichzeitig schützen sie die eigentlichen Blüten während der Trocknung vor äußeren Einflüssen, vor allem, wenn die betreffenden Zweige kopfüber aufgehängt werden. Bei der Maniküre sammelt sich unweigerlich einiges an Harz an Scheren und Fingern, hochpotentes Fingerhasch, zu Kügelchen gerollt und geraucht eine willkommene Belohnung für die Arbeitsbienen.

Wie trocknet man nun das Marihuana?

Zur eigentlichen Trocknung werden die Blütenstände mit Hilfe von Wäscheklammern, Klebestreifen oder dergleichen entweder an Leinen oder an einem Bord umgekehrt aufgehängt. Eine andere Form der Trocknung ist die lockere Ausbreitung der Blütenstände auf einer Unterlage bei ein- oder zweimaligem vorsichtigen Wenden. Bei guter Belüftung sollten die Blüten bei Temperatuiren von 20 bis 30 Grad Celsius in vier bis zehn Tagen getrocknet sein. Trocknen sie zu schnell, können die sterbenden Zellen im Rahmen dessen, was man eine Teilfermentation nennen könnte, nicht mehr genügend Chlorophyll und Stärke abbauen. Der Rauch schmeckt scharf und harsch. Läßt man der Blüte zuviel Zeit zum Trocknen wird sie oft nicht mehr richtig trocken und brennt schlecht. Ist es zu kalt und feucht, kann Schimmel auftreten. Dann muß eine Schnelltrocknung vorgenommen werden. Ist die Luft zu trocken oder die Temperatur zu hoch, kann es einerseits zu Aromaverlusten kommen, andererseits erscheint die Blüte aussen knochentrocken, während sie innen noch feucht ist. Auch zuviel an der Blüte belassene Stengel halten die Feuchtigkeit zurück und verzögern die Trocknung. Dies kann korrigiert werden, indem man das Blütenmaterial in einen geschlossenen Behälter gibt und dort einen Tag läßt, damit sich die Restfeuchtigkeit gleichmäßig verteilt. Die nun wieder feuchtere Blüte kann jetzt nochmal nachgetrocknet werden.

Als vollständig getrocknet gelten Blüten, die sich zwar zerbröseln lassen, aber nicht zu Staub zerfallen. Vor allem müssen sie sich gut rauchen lassen. Man macht eine Probe aufs Exempel. Zu trockene Blüten nehmen zum Beispiel durch Beigabe von Orangenschalen ins Aufbewahrungsgefäß wieder Feuchtigkeit auf.

Professionelle ZüchterInnen fermentieren ihr Produkt nur selten, da eine Fermentation immer das Risiko von Potenzverlusten durch Zersetzungsprozesse und abfallende Harzdrüsen beinhaltet. Es droht Schimmelbefall. Mißlingt die Fermentation erhält man ein übelriechendes wenig attraktives Ergebnis. Fermentierte Produkte aus sogenannten Drittweltländern sind meist durch nachlässige Trocknung (feucht auf einem Haufen, in der Sonne getrocknet oder feucht gepreßt) mit entsprechenden Potenzverlusten braun geworden. Das fermentierte Produkt läßt sich zum Teil besser rauchen. Besonders Tabakraucher klagen das ein. Hoch harzhaltiges Gras läßt sich allerdings generell nicht leicht ohne gelegentliche Hustenanfälle rauchen.

Eine einfache Fermentationsmethode, die man mit kleinen Mengen kleinerer Blüten oder mit Blättern ausprobieren kann, besteht darin, daß man das Pflanzenmaterial in einer Papiertüte oder einem nur wenig luftdurchlässigen Behältnis an einem warmen Ort bei gelegentlicher Lüftung so lange läßt, bis es über eine Phase eher unangenehmen Geruchs (ammoniakalisch) den gewünschten Zustand der Fermentation erreicht hat und nun vollständig getrocknet werden kann. Viel Glück.

Jörg Auf dem Hövel

Veröffentlicht von

Jörg Auf dem Hövel (* 7. Dezember 1965) ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist u. a. für die Telepolis, den Spiegel und Der Freitag.

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